Zwischen Bäumen und Autos: Wünsche für den Giebelplatz

Zwischen Bäumen und Autos: Wünsche für den Giebelplatz

21. November 2024 3 Von Sonja Mersch

Mehr Parkplätze oder doch lieber weniger? Große Bäume stehen lassen oder neue pflanzen? Um solche und andere Fragen ging es bei einem Infoabend im Mintrops Stadthotel zur Umgestaltung des Giebelplatzes. Die Stadt Essen hat dafür Fördergelder aus dem Projekt „Platz fürs Klima“ beantragt (hier hatten wir dazu schon berichtet), und der Giebelplatz ist einer von zwei Orten in Essen, die jetzt beispielhaft im Sinne des Klimaschutzes umgestaltet werden sollen. Das bedeutet etwa, dass sich auf weniger Hitze und Regenwasser stauen, Bäume und Pflanzen geschützt und die Aufenthaltsqualität für Menschen verbessert werden sollen. Besonders spannend hier auf der Margarethenhöhe: Hier muss man Klimaschutz mit dem Denkmalschutz in Einklang bringen – und darüber hinaus natürlich auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen vor vor. Unter den rund 25 Interessierten, die sich vergangenen Montagabend im Mintrops trafen, befanden sich daher Nachbar:innen, Eltern, Autofahrer:innen sowie Vertreter:innen von Margarethe Krupp-Stiftung, aus Politik und Vereinen im Stadtteil.

Projektgruppe und Bürgerbeteiligung

Die Stadt Essen hat bereits eine Projektgruppe für die Umgestaltung des Giebelplatzes gegründet – darin vertreten sind Umwelt- und Straßenverkehrsamt sowie Grün und Gruga. Außerdem wurden Landschaftsarchitekten vom Planungsbüro DTP beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die an diesem Abend vorgestellt wurde. Obwohl sogar schon konkrete Entwürfe auf dem Tisch lagen, betonten alle Projektbeteiligten: „Wir sind noch in einer sehr frühen Planungsphase. Ideen und Einwände können noch berücksichtigt werden.“ Genau dazu war dieser Abend gedacht: Auf großformatigen Entwürfen konnte man kleine Autos hin- und herschieben, Hecken und Parkbuchten anlegen oder Fahrradständer hinzufügen, auf großen Plakaten wurden zusätzlich Wünsche und Anregungen gesammelt.


Ist-Zustand des Giebelplatzes

Der Ist-Zustand des Giebelplatzes wurde in der Machbarkeitsstudie folgendermaßen beschrieben: Sieben großkronige Bäume beschatten die Fläche und machen den Giebelplatz zu einem eigentlich „kühlen Ort“. Allerdings seien die Baumbeete inzwischen viel zu klein: Die Wurzeln heben die Gehwegplatten an und schaffen gefährliche Stolperfallen. Um die Bäume, die alle als gesund eingestuft wurden, langfristig zu erhalten, müsse hier etwas passieren. Die Bäume gehören jedoch nicht zur ursprünglich von George Metzendorf angedachten Gestaltung des Platzes – stattdessen waren einst schmalere Bäume und niedrige Hecken vorgesehen. Mit dem zentralen Denkmal in der Mitte und den vier Sitznischen in allen Ecken habe der Platz eigentlich gute Voraussetzungen, ein schöner Aufenthaltsort zu sein. Parkende Autos machten den Platz jedoch unübersichtlich – genannt wurden 29 Parkplätze, Anwohner korrigierten die Zahl der tatsächlich hier parkenden Fahrzeuge deutlich nach oben.

Kriterien für die Umgestaltung

Das Planungsbüro DTP nannte mehrere Punkte, die bei einer Umgestaltung des Platzes wichtig seien, um die Fördergelder auch tatsächlich zu bekommen:

  • Die Baumstandorte sollten verbessert werden, etwa durch Wurzelbrücken – das sind Metallgitter, die weiträumig über die Beete gelegt werden.
  • Die Parkplätze sollte neu geordnet werden, damit Sichtverbindungen wieder hergestellt und der Platz nicht mehr als reiner Parkplatz wahrgenommen würde.
  • An der Ostseite sollte ein weiterer Baum gepflanzt werden, um das Ensemble zu vervollständigen.
  • Ein Rigolensystems sollte angelegt werden, damit Regenwasser abgeleitet oder gespeichert und den Bäumen und Pflanzen zugeführt werden könne.
  • Schnitthecken sollten gepflanzt werden, um den Platz zu strukturieren, Parkplätze zu verstecken und der ursprünglichen Anmutung wieder näherzukommen.

In den vorgelegten Entwürfen würden auf dem Giebelplatz je nach Variante nur noch 18 oder 20 Parkplätze bleiben, die als klimawirksam eingestuften Bäume blieben entweder erhalten oder würden ersetzt. Der Platz könnte von Hecken gesäumt und zur verkehrsberuhigten Zone erklärt werden. Alle Entwürfe sehen kein Parken mehr in der Mitte vor; die Fläche rund um das Denkmal bliebe frei. Das alles seien, wie bereits erwähnt, nur erste Entwürfe, an denen man nun weiterarbeiten wolle.


Fragen, Wünsche, Bedenken

In einer Diskussionsrunde mit den Teilnehmenden spaltete sich das Lager: Einige wollten die Bäume unbedingt erhalten, andere am liebsten neu pflanzen, um bei der Gestaltung mehr Freiheiten zu haben. Skepsis gab es gegenüber den geplanten Wurzelbrücken über den Baumbeeten, da dafür die gesamte Fläche leicht angehoben werden müsste. Viele Anwohner:innen hielten die kaputten Gehwege hingegen schon lange für gefährlich und befürworteten den Plan. Das Thema Parken erhitzte erwartungsgemäß die Gemüter: „Es hat sich einfach so entwickelt und klappt doch“ bis „Es ist eine unwürdige Situation“ gingen die Meinungen stark auseinander. Ein Familienvater wünschte sich eine übersichtlichere Verkehrssituation für seine Kinder, die immer zwischen parkenden Autos hindurch zur Schule oder zum Waldspielplatz laufen müssten. Ein Teilnehmer stellte das Projekt insgesamt in Frage – es gebe genügend Steinwüsten in Essen, die eine klimagerechte Umgestaltung nötiger hätten als der Giebelplatz direkt neben dem Waldeingang. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Klaus Persch betonte mit Blick auf die möglichen Fördersummen aus dem Projekt: „Das ist eine Chance für die Margarethenhöhe, die wir nutzen sollten.“

Beleuchtung und Verkehrskonzept

Die Chance, mitzugestalten, nutzten an diesem Abend jedenfalls viele: Über den ausgelegten Plänen wurde viel diskutiert und überlegt, und an den Plakaten sammelten sich die Vorschläge: Da wurde an Carsharing und E-Ladesäulen gedacht, an Fahrradstellplätze und mögliche Blindgänger, die noch im Boden schlummern könnten. Ein gut durchdachtes Verkehrskonzept während der Bauphase stand ebenso auf der Wunschliste wie eine Restaurierung des Denkmals und eine bessere Beleuchtung des Platzes.


Wie geht es weiter?

Die Anregungen aus diesem ersten Infoabend nehmen Stadt und Landschaftsarchitekten nun mit, um in die Detailplanung zu gehen. Im weiteren Prozess sollen Bürgerinnen und Bürger weitere Gelegenheiten bekommen, sich zu beteiligen.

Am Ende entscheidet der Rat der Stadt Essen darüber, welche Ideen umgesetzt werden. Am heutigen Donnerstag, 21. November, steht das Thema auch auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung III, hier wird allerdings nichts beschlossen. Die Sitzung, an der interessierte Zuhörer:innen teilnehmen können, findet statt um 17 Uhr im Heinz-Nixdorf-Berufskolleg, Dahnstrasse 50 (Frohnhausen).