„Wir haben jedes einzelne Kind vermisst!“
Eltern und vor allem Kinder haben lange darauf gehofft, nun hat das Warten ein Ende: Die Kindergärten öffnen wieder. Ab kommenden Montag wird aus der bisherigen Notbetreuung ein „eingeschränkter Regelbetrieb“ – auch in der Evangelischen Kita Steile Straße. „Zum Glück haben wir keine Personalprobleme“, sagt Simone Förster, die stellvertretende Kitaleitung. Das bedeutet: Alle Kinder dürfen wieder kommen – wenn auch mit verringerter Stundenzahl.
Notbetreuung ohne Personalprobleme
Seit Mitte März hatten die Kitas, genau wie die Schulen, ihre Türen geschlossen und nur eine Notbetreuung eingerichtet. In der Evangelischen Kita nahmen das zunächst nur drei Kinder in Anspruch, deren Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiteten. Für die Erzieherinnen eine noch leicht zu stemmende Aufgabe – wer nicht betreute, ging ins Homeoffice und nutzte die Zeit für Konzeption und Fortbildung oder probierte neue Bastelangebote aus für die Zeit nach Corona, erzählt Simone Förster. Einige Wochen nach dem Lockdown sei die Notbetreuung auf Familien ausgeweitet worden, in denen nur ein Elternteil einen systemrelevanten Beruf ausübte, und etwas später durften dann auch Kinder Alleinerziehender und Kinder mit besonderem Förderbedarf kommen – zwei Kleingruppen habe es dadurch gegeben.
Außengelände aufgeteilt
Ein bisschen voller wurde es dann, als Ende Mai auch alle 18 Vorschulkinder wieder in die Kita durften. „Seitdem haben wir wieder drei Gruppen“, so Simone Förster. Und diese Gruppen dürfen sich im Kita-Alltag leider nicht mehr vermischen. Die Schuhregale und Jackenhaken auf dem Gang werden zurzeit nicht genutzt, damit dort kein Gedränge entsteht – alles wird in den Spielraum mitgenommen. Besuche bei Freunden in der Nachbargruppe sind jetzt tabu: Jede Gruppe bleibt in ihrem eigenen Raum und nutzt im Außengelände einen gekennzeichneten Bereich. „So können wenigstens alle gleichzeitig nach draußen“, erklärt die stellvertretende Leiterin.
Toilettengang nur mit Begleitung
Gleichzeitig auf Toilette geht dafür niemand mehr: Die Kita hat nur einen großen Waschraum mit fünf WC-Kabinen. Diese Kabinen sind den Gruppen fest zugeordnet – mit Sonne-, Mond- und Sternsymbolen. Und damit sich auch wirklich keine Kinder aus unterschiedlichen Gruppen im Waschraum begegnen, müssen die Erzieherinnen jeden Klogang begleiten. „Das alles zu koordinieren ist wirklich eine große Herausforderung“, sagt Simone Förster. „Aber mit bislang 10 bis 15 Kindern pro Gruppe funktioniert das trotzdem ganz gut.“
Trösten muss möglich sein
Nächste Woche werden es allerdings doppelt so viele Kinder pro Gruppe sein, und die Erzieherinnen sind gespannt, wie es dann laufen wird. „Die Älteren verstehen es auf jeden Fall“, so die bisherige Erfahrung. „Aber auch von denen kommt schon manchmal: Wir haben da jetzt keinen Bock mehr drauf“, so Simone Förster. Immerhin: In der Kita gibt es keine Maskenpflicht. Zwar müsse man die Kinder immer wieder mal daran erinnern, in die Armbeuge zu niesen oder zu husten. Aber die Sorge um die eigene Gesundheit, so die Erzieherin, blende man oft einfach aus: „Wenn ein kleines Kind morgens beim Verabschieden weint oder jemand hinfällt und sich wehtut – dann stehen wir ganz sicher nicht in eineinhalb Metern Entfernung rum. “ Sondern dann wird getröstet, wie es sich gehört.
Drei Gruppen – drei Eingänge
Eltern dürfen übrigens das Kitagelände nicht betreten: Das Bringen und Abholen geschieht am Tor. „Ab der kommenden Woche werden wir sogar drei verschiedene Eingänge nutzen“, erklärt Simone Förster. Eine Gruppe geht durch das vordere Tor, eine durch die Eingangstür und eine durch das Tor auf der anderen Seite des Außengeländes, direkt neben dem Eingang zum „Maggi“.
Anders sind ab Montag auch die Betreuungszeiten. „Es kommen fast alle Kinder, und wir müssen unsere Dienstpläne anpassen“, so die stellvertretende Leiterin. Konkret bedeutet das: Wer eigentlich einen 45-Stunden-Platz für sein Kind hatte, darf es jetzt nur noch 35 Stunden pro Woche in die Kita schicken, wer vorher 35 Stunden hatte, muss jetzt mit 25 Stunden auskommen. Zeitfenster zwischen 7.30 und 13.30 Uhr oder zwischen 7 und 15 Uhr stehen zur Verfügung. Zuvor habe man bei den Eltern den tatsächlichen Bedarf abgefragt, um möglichst für jedes Kind eine gute Lösung zu finden.
Vorschulkinder bekommen ihren Abschied
Abgespeckt wurde nicht nur die Betreuungsumfang: Alle Ausflüge, insbesondere die der Vorschulkinder, sind abgesagt. Das sei ganz besonders traurig für die Kinder, weiß Simone Förster: Nicht nur hätten die künftigen Erstklässler normalerweise ihre Schule besucht und die Polizei. Sondern es hätte auch einen tollen Besuch im Freizeitpark gegeben mit anschließender Übernachtung in der Kita. Immerhin: Die Verabschiedung der Vorschulkinder kurz vor den Sommerferien wird stattfinden, und auch deren Eltern dürfen dabei sein – wenn auch nur mit Maske. Um den Übergang in die Schule, der jetzt so ganz anders läuft als geplant, macht sich Simone Förster aber bei keinem Kind ernsthafte Sorgen: „Anders wäre natürlich schöner gewesen. Aber das werden die alle schaffen.“
Wichtig sei, alle Kinder jetzt noch vor den Sommerferien wiedersehen zu können. „Wir freuen uns auf die Kinder und sind gespannt, wie sie sich in der ganzen Zeit entwickelt haben“, sagt Simone Förster. Und sie betont: „Wir haben jedes einzelne Kind mega vermisst.“
Foto: Tanja Wuschof