Verlorene Straßen

Verlorene Straßen

22. August 2019 0 Von Sonja Mersch

Trautes Heim und Schöngelegen, Laubenweg und Sonnenblick: Die Straßennamen auf der Margarethenhöhe sind einfach nur schön und sollen ein besonderes Heimatgefühl ausdrücken. Auch Hinweise auf die Gartenstadt tauchen auf, etwa Grüner Weg und Rosenweg. „Die gibt es nicht!“ – sagen jetzt sicher viele. „Die gab es aber mal!“, halten die dagegen, die es noch wissen. Tatsächlich sind die beiden Straßen umbenannt worden: Grüner Weg heißt seit 1978 Stiller Weg, aus Rosenweg wurde schon 1937 Trautes Heim. Und ich habe mich gefragt: Warum eigentlich?

Antwort wusste Heinz Kaschulla, ein Anwohner der Margarethenhöhe, den ich euch in diesem Blog schon einmal vorgestellt habe – er schreibt für sich, seine Kinder und Enkelkinder alles Wissenswerte über seinen Heimatstadtteil auf. „In den letzten 100 Jahren wurden ja viele Städte und Dörfer nach Essen eingemeindet“, erklärt er. „Das begann 1901 mit Altendorf und ging so weiter, bis 1975 Kettwig eingemeindet wurde.“

Aus Rosenweg wird Trautes Heim

Dabei gab es das Problem, dass plötzlich Straßen den gleichen Namen trugen. In Kettwig-Mitte heißt eine Straße zwischen Graf-Zeppelin-Straße und Hauptstraße damals wie heute Grüner Weg, im 1929 eingemeindeten Werden gab und gibt es einen Rosenweg – der sich dort übrigens neben Nelkenweg, Jasminweg und Asternweg in wunderbarer Gesellschaft befindet. „Gute Kompromisse bedeuten Aufgabe auf beiden Seiten, und so wurden die beiden Straßen auf der Margarethenhöhe umbenannt“, sagt Heinz Kaschulla.

Das waren übrigens nicht die einzigen Umbenennungen, die er in seinen Aufzeichnungen entdeckt hat. Trotz teils widersprüchlicher Angaben würde er folgendes als „einigermaßen gesichert“ bezeichnen: Die heutige Steile Straße hieß wohl früher Giebelstraße, allerdings habe er keine Jahresangaben und Gründe für die Umbenennung gefunden. Die Metzendorfstraße trage ihren Namen erst seit 1935. „Vorher hieß sie Hohlweg, als Verlängerung des Hohlwegs, der von Holsterhausen kommend durch das Tal am ehemaligen Bunker, heute Awo-Seniorenzentrum, vorbeiging“, so Heinz Kaschulla. Anlass für die Umbenennung war wohl der Tod Georg Metzendorf am 21. November 1934.

Paulstraße, Reinhardstraße, Nikolausstraße

Die Lührmannstraße hieß bis 1906 noch Paulstraße, dann ein Jahr lang Reinhardstraße. Umbenannt wurde die Straße 1907 zu Ehren von Edmund Lührmann – zur gleichen Zeit wurde die Lührmannstiftung gegründet und eine psychologische Einrichtung am Külshammerweg errichtet.

Die Verlängerung der früheren Lührmannstraße in Fulerum heißt seit 1957 Am Ehrenfriedhof. „Noch 1939 war ein Bauauftrag für eine Brücke übers Tal geschrieben worden, der jedoch durch den Krieg nicht verwirklicht werden konnte“, erklärt Heinz Kaschulla. „Danach wurde die Realisierung nicht mehr verfolgt – damit war es auch grundlos, die Namensgebung beizubehalten.“

Einen anderen Namen trug ursprünglich auch die Norbertstraße: Die einstige Nikolausstraße von 1897 wurde erst zur Nicodemiusstraße und um 1906 dann zur Norbertstraße – passend zu den anderen männlichen Vornamen im Stadtteil Rüttenscheid.

Wusstet ihr von den umbenannten Straßen oder könnt noch mehr dazu erzählen? Habt ihr, eure Eltern oder Großeltern vielleicht sogar mal im Rosenweg gewohnt oder im Grünen Weg? Schreibt mir gerne an info@diehoehe.de oder kommentiert unter diesem Beitrag!

Fotos: Tanja Wuschof