Viel Zuspruch für Kallidat
Viele Anwohner der Margarethenhöhe sind sich einig: Die Werkstatt Kallidat, für die es noch keinen neuen Standort gibt (siehe Bericht und MKS-Interview), soll in der Nähe bleiben. Dafür sind innerhalb weniger Tage schon über 800 Unterschriften zusammen gekommen – eine Welle der Solidarität, über die sich Jens Kallidat sehr freut. Auch die Margarethe Krupp-Stiftung sieht das positiv: „Wir sind natürlich froh über die Unterstützung für Herrn Kallidat, denn wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten auch helfen“, sagt MKS-Vorstand Michael Flachmann. „Wir hoffen auf einen positiven Bescheid zum Grundstück an der Sommerburgstraße.“
Planungsrechtlich wird das jedoch schwierig. Der Leiter des Essener Bauordnungsamts, Dieter Schmitz, hat mir erklärt: Da es für die Fläche keinen Bebauungsplan gibt, müsse man sich die nähere Umgebung genau anschauen. „Diese stufen wir als allgemeines Wohngebiet ein“, so Dieter Schmitz. Läden des täglichen Bedarfs seien dort durchaus erwünscht, eine Autowerkstatt gehöre aber nicht dazu. Im Gegenteil: „Eine Werkstatt ist lärmintensiv, hat zusätzlich belastenden An- und Abfahrtsverkehr und wäre damit nicht genehmigungsfähig“, so Dieter Schmitz. Er hält Kallidat zugute, dass es am jetzigen Standort keine Beschwerden gebe. Dennoch könnte sich das baurechtliche Problem an anderer Stelle im Stadtteil wiederholen – es sei denn, man finde ein Mischgebiet aus Wohnungen und Gewerbe. „Vielleicht müsste man an den Rändern schauen“, so Schmitz.
Was die Handwerkskammer sagt
Auf meine Anfrage hat die Handwerkskammer Düsseldorf, die mit Kallidat im Gespräch ist, eine Stellungnahme abgegeben . „Dass Handwerksbetriebe Probleme haben, ist seit langem bekannt“, heißt es darin. Besonders in Ballungsgebieten wie Essen sei der Bedarf an Gewerbeflächen größer als das Angebot. „Alternative Standorte zu finden, ist für verdrängte Handwerksbetriebe schwierig bis fast unmöglich“, so die Handwerkskammer. „Aus Sicht der Betriebe ist aber die Nähe zum aktuellen Standort sehr wichtig. Ansonsten geht der meist lokale Kundenstamm verloren. Das kann existenzbedrohend sein.“
Die kommunale Planung solle daher versuchen, lebendige Quartiere mit wohnortnahen Waren- und Dienstleistungsangeboten zu erhalten oder neu zu entwickeln. Dafür setzten sich die Kreishandwerkerschaft Essen und die Handwerkskammer Düsseldorf ein. Denn: „Welche Attraktivität hat eine Kommune noch, wenn Dienstleistungsangebot und Nahversorgung durch lokale Handwerksbetriebe drastisch reduziert sind? Müssen dann die Bürger ihr Auto für mehrere Tage in die Reparatur geben, da die Anfahrtswege zur Werkstatt so weit sind?“
IHK fordert neue Gewerbeflächen im Essener Süden
Auch die Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim und Oberhausen, obwohl im speziellen Fall nicht zuständig, hat mir geantwortet. Geschäftsführer Heinz-Jürgen Hacks: „Die IHK fordert seit langer Zeit die Ausweisung neuer Gewerbeflächen in den südlichen Stadtteilen von Essen, da der Bedarf an solchen Flächen enorm und das Angebot äußerst begrenzt ist.“
Die Grünen: Standort möglichst in der Nähe finden
Einige Essener Parteien haben sich auf meine Anfrage zur Situation geäußert. Helmar Pleß, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen in der Essener Ratsfraktion, schrieb mir, dass weder Rat der Stadt Essen noch Bezirksvertretung ein Mitentscheidungsrecht hätten.
„Prinzipiell würde die grüne Ratsfraktion allerdings den Verlust dieser traditionsreichen Autowerkstatt und den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen bedauern“, so Helmar Pleß weiter. „Ziel muss es sein, einen geeigneten Standort möglichst in der Nähe des jetzigen zu finden.“
CDU unterstützt Bemühungen um Standortsuche
Brigitte Harti, Vorsitzende der CDU Margarethenhöhe, betonte zunächst, dass ihre Partei die Neubaupläne der MKS am Lehnsgrund begrüße. Die Maßnahme trage dazu bei, dringend benötigten Wohnraum in der Stadt zu schaffen. Zu Kallidats Situation erklärt sie: „Die CDU Margarethenhöhe unterstützt die MKS bei ihren Bemühungen, einen Ersatzstandort auf der Margarethenhöhe zu finden. Auch wir setzen uns im Sinne des Betriebes sowie seiner Mitarbeiter ein.“
„Ich weiß, dass es sowohl für den Inhaber als auch für die Mitarbeiter der Werkstatt nicht zufriedenstellend ist, über die Zukunft im Ungewissen gelassen zu werden“, so Brigitte Harti. „Dennoch bitte ich um Verständnis dafür, dass wir die rechtliche Prüfung des Verwaltungsverfahrens abwarten möchten, bevor weitere Schritte unternommen werden.“
FDP: Fortbestand und Arbeitsplätze sichern
Der Essener FDP-Fraktionsgeschäftsführer Martin Weber steht einer Abwanderung von Betrieben und Einzelhandel von der Margarethenhöhe kritisch gegenüber: „Das Leben in unserer Gartenstadt muss auch zukünftig geprägt sein von einem Miteinander, welches sich ebenso durch Geschäfte und Dienstleistungen vor Ort prägt.“ Leider stünden in diesem Fall auch gute Argumente auf Seiten der Projektentwickler, denn die Stadt Essen sei auf Wohnungsbau angewiesen und dies könne bekanntlich auch „vor unserer Haustür“ passieren. „Wir finden hier ein Paradebeispiel dafür, wie Lokalpolitik um die Quadratur des Kreises ringt“, so Weber.
Eine „verträgliche Lösung für die Firma Kallidat auf der Margarethenhöhe“ fände er wünschenswert, ansonsten seien benachbarte Stadtteile zu berücksichtigen. Wo planungsrechtliche Unklarheiten bestehen, müsse entsprechende Sicherheit geschaffen werden. „Der Fortbestand des Unternehmens und die Sicherung der Arbeitsplätze stehen an vorderster Stelle“, so Weber. „Nicht nur seitens des Stadtteils, auch für die Belange der Firma müssen Aspekte wie langjährige Ortsverbundenheit und Stammkundschaft Berücksichtigung finden.“
Schon 800 Unterschriften in kurzer Zeit
Die Unterschriftenlisten liegen inzwischen nicht nur in der Werkstatt aus, sondern auch bei Petite Papeterie Drange, in der Sommerburg Apotheke, bei Friseur Janssen, Getränke Rebstock sowie in der Arztpraxis Pfeiffer/Thieltges.
SPD: Bestmögliche Lösung für alle finden
Update, 20. Mai 2019: Inzwischen hat sich auch die Essener Ratsfraktion der SPD bei mir zurückgemeldet. „Grundsätzlich begrüßen wir den Neubau und die Schaffung von gut 40 neuen Wohnungen“, so Isabel Razanica. „Dass ein Traditionsbetrieb wie die Autowerkstatt Kallidat weichen muss, ist dabei allerdings schmerzlich.“
Vertreter der SPD-Fraktion, darunter Planungsausschussvorsitzender Thomas Rotter, hätten sich bei der Stadtverwaltung kundig gemacht und um eine Entscheidung zugunsten des Werkstattneubaus bemüht. Zwar stehe die SPD-Fraktion hinter dem Ziel, guten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Doch Isabel Razanica betont: „Natürlich ist aber die Zukunft eines langjährigen Traditionsbetriebs für uns keine Lappalie.“ Die SPD-Fraktion stehe für Gespräche zur Verfügung und wirke gerne an der „bestmöglichen Lösung für alle Beteiligten“ mit.
Hallo Jens,
wir sind froh und freuen uns für Dich, dass es nun doch noch eine gute Lösung gab.
Alles wird sich sicher einspielen. Wir halten Dir und Deinem Team beide Daumen, dass alles zu Eurer Zufriedenheit klappt.
Meine Frau und ich werden auch in Zukunft weiter zu Deinen guten alten Stammkunden zählen!!
VIEL ERFOLG!
Wünschen Dir:
NORBERT und ELISABET LOOCK
Zur Eibe 13b
In der Planung von lukrativen Neubauten sind immer schnell alle Formalitäten vom geklärt. Jetzt, wo es um die Existenz eines Generationenbetriebs geht, der hauptsächlich „selbstverständlich“ in die eigene Tasche wirtschaftet, da stehen die Mühlen fast und man muss solange abwarten bis am Ende doch die Hiobsbotschaft kommt. Im Grunde, so macht es den Anschein, interessiert es doch bei der MKS und der Stadt niemanden und man schiebt die Unterlagen hin und her bis alles zu spät ist und dann ist der Fall mit einem „tut uns leid“ vom Tisch!
Ich habe da ‚mal eine NEUE IDEE:
wie wäre es denn, wenn das neue Verwaltungsgebäude der MKS neben das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr käme und der Standort mit Alt- oder Neubau für die Werkstatt bleibt?
Das könnte weder der Schaffung von Wohnungen entgegen stehen, noch der Schaffung von Tiefgaragenplätzen.
Ich weiss, es ist etwas abstrus, doch vielleicht könnte diesem die Stadverwaltung zustimmen?
Das wäre eine vernünftige Lösung und wahrscheinlich baulich sogar umsetzbar! Ich denke aber das es der MKS am allerwertesten vorbeigeht! Einzelnen sicher nicht, aber grundsätzlich schert sich doch nicht ernsthaft jemand um die Werkstatt! Die Lorbeeren für ein umgesetztes Projekt sind leider wichtiger denke ich.
vielleicht könnten ja auch aufmunternde und befürwortende Aussagen hilreich sein?
Sehr gute Idee, die platziert und gehört werden sollte!!!
Sehr gute Idee, die platziert und gehört werden sollte!!!
So könnte zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Die unter der Feuerwehr befindliche Tiefgarage könnte möglicherweise erweitert oder verbunden werden mit einer neuen Tiefgarage unter dem Neubau. So wäre ausreichend Parkraum geschaffen. Und es käme zu keiner Zeit zu außerordentlichen Engpässen. Was ja zweifelsohne auf die umliegenden Bewohner des Garagenhofs zukommen wird. Jetzt ist die Parksituation abends schon prekär. Wenn 70 Garagen abgerissen werden und durch die Baustelle auch noch Parkplätze auf der Straße zumindest temporär wegfallen, wird die Situation für die Anwohner sehr schwierig.
Deshalb finde ich die Idee super!!!