Quartier Foch an der Lührmannstraße

Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
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In diesem Jahr sind es 100 Jahre her, dass die Ruhrbesetzung (1925) durch französische und belgische Truppen endete. Auch die Margarethenhöhe war von der Besatzung betroffen.

Quartier Foch an der Lührmannstraße 1923 – 1925
An der Lührmannstraße, an dem Ende in Rüttenscheid, befanden sich Anfang des 20. Jahrhunderts Polizei-Unterkünfte und auch schon Ausstellungshallen. Diese befanden sich dort, wo heute die Grugahalle und die Messe-Gebäude stehen.
Genau in diese Unterkünfte und Hallen zogen belgische und französische Soldaten ein, die zu den Einheiten der Ruhrbestzungs-Armee gehörten.
Was war passiert?
Am 11.01.1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, damit auch Essen und die Margarethenhöhe. Anlass dazu waren die vom französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré vermutete absichtlich nicht pünktlich und in vollem Umfang gezahlte Reparationszahlungen, wie im Friedensvertrag von Versailles festgelegt. Die alliierten Siegermächte des 1.Weltkrieges 1914-1918 waren deshalb zu der Forderung nach Sachleistungen übergegangen, da die Geldzahlungen zu gering ausgefallen waren.
Auch nach der Umstellung der Forderung auf Naturalien in Form von Kohle, Stahl und Holz erfolgten die Zahlungen schleppend.
Wie es dazu kam:
Ein nationalistischer Serbe ermordete am 28. Juni 1914 in Sarajewo den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau.

Es existierte ein Bündnis zwischen der Österreich-Ungarn-Monarchie und dem Deutschen Reich. Als Österreich-Ungarn Serbien wegen des Attentates den Krieg erklärt, steht das Deutsche Reich zu seiner Bündnistreue und wird damit Kriegspartei. Es bilden sich Allianzen auf Serbiens Seite und auf der Österreich-Ungarisch – Deutschen Seite.
Der erste Weltkrieg
Der 1. Weltkrieg entstand, es waren bis zu 26 Staaten daran beteiligt.
Zu der Serbien-Allianz gehörten auch Belgien und Frankreich. Als der Krieg für die Österreich-Ungarisch – Deutschen Seite verloren ging, wurden aufgrund des Versailler Vertrages durch Deutschland Reparationszahlungen fällig.
Zuerst fielen die Geldzahlungen an Frankreich und Belgien aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland geringer aus und nach der Umstellung auf Naturalien wie Kohle, Stahl und Holz ebenfalls, vermutete der französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré, dass dies vorsätzlich geschah und befahl, die Naturalien durch Militär requirieren zu lassen.
Die Ruhrbesetzung fand statt, damit auch in Essen und auf der Margarethenhöhe.


Quartier Foch
Zu dieser Zeit standen an der Lührmannstraße, am dem Ende in Rüttenscheid, Polizei-Unterkünfte. Diese wurden von den französischen Besatzer-Truppen unter General Jean-Marie Degoutte besetzt. Die Unterkunfts-Anlage erhielt den Namen „Quartier Foch“.


Dort wo heute die Hallen der Messe Essen stehen, standen bereits 1923 Ausstellungshallen.
Die Halle 1 mit den Nebenhallen wurde in der Besatzungszeit von den Franzosen als Pferdeställe und für sonstige militärische Zwecke in Anspruch genommen.
Die sogenannte Karsamstags-Tragödie
Die sogenannte Karsamstags-Tragödie am Morgen des 31.03.1923 war der traurige Höhepunkt in dieser Situation. Ein kleines französisches Militärkommando hatte die damalige kruppsche Wagenhalle an der Altendorfer Straße besetzt und wollte mehrere Fahrzeuge beschlagnahmen.
Da die Werksleitung zur Arbeitsniederlegung aufrief, kam es zu Tumulten und die Franzosen fühlten sich in der Klemme. Diese ergriffen, um sich schießend, die Flucht. Es kam zu Tumulten, die Franzosen fühlten sich arg bedrängt und schossen wild um sich.
Es wurden 13 Kruppsche Lehrlinge und Arbeiter erschossen, weitere 28 verletzt. Als Folge davon kam es zu Sabotageakten, alles eskalierte.
Passiver Widerstand
Die Weimarer Reichs-Regierung unter dem Kanzler Wilhelm Cuno rief zu passivem Widerstand
auf, der von der Bevölkerung umfangreich und gerne umgesetzt wurde.
Die Eisenbahner, die die Züge für den Abtransport der requirierten Materialien zu bedienen hatten, verweigerten den Dienst, die Franzosen setzten eigene Eisenbahner ein.
Beim Abtransport von Kohle aus Heißen Richtung Altendorf über die Schienenstrecke an der Margarethenhöhe öffneten die deutschen Eisenbahner, die sich ja mit der Wagentechnik auskannten, an einigen Kohlewaggons die Klappen, sodass Kohle verloren wurde. Diese wurde gerne von der Bevölkerung aufgesammelt, um damit Heizen und Kochen zu können.
Die Besetzertruppen hatten wohl den Befehl, alles zu requirieren, was auf der Liste der Reparationszahlungen stand. Also vor allen Dingen auch Kohle.
Selbst die Pferde leisteten passiven Widerstand
Adam Pflügel wollte Kohlen mit seinem Pferdewagen, der durch seinen 23 Jahre alten Schimmel gezogen wurde, ausliefern. Genau diesen Wagen mit den Kohlen wollten sieben französische
Soldaten requirieren. Doch das Pferd bewegte sich nicht auf die Anweisungen der Soldaten und Adam Pflügel half natürlich nicht.
Die Soldaten mussten unverrichteter Dinge abziehen.

Der Abzug der französischen und belgischen Truppen
Am 26.07.1925 begannen die Franzosen und Belgier mit dem Abzug aus Essen.

Das gesamte Rheinland war jedoch erst 1930 geräumt.
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.