Post-Verkehr auf der Margarethenhöhe

Post-Verkehr auf der Margarethenhöhe

20. Mai 2024 0 Von Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla
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Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.

Foto oben: Ansichtskarte, Steile Straße, Briefkasten


Boten und Postkutschen

1910 wurde in der ersten Bauphase vom Brückenkopf-Gebäude aus Richtung Kleiner Markt die Giebelstraße angelegt. Die ersten Mieter zogen hier ein. In dieser ersten Bauphase gab es auf der gerade entstehenden Margarethenhöhe natürlich noch keine Post-Dienststelle oder ähnliches.

Die Brief-Post wurde von Post-Zustellern und Geld-Überweisungen von sogenannten Geld-Postboten mehrfach am Tag zugestellt. Paket-Zustellungen wurden mit Postkutschen durchgeführt. Die Zustellung mit von Pferden gezogenen Postkutschen wurde 1936 eingestellt. Ab da erfolgte die Paket-Zustellung mit roten, elektrisch betriebenen Post-Autos.

Die zu dieser Zeit hier lebenden Menschen mussten die von ihnen ausgehenden Post-Geschäfte in Holsterhausen abwickeln. Dort gab es in der Defreggerstraße eine Post-Dienststelle.

Der erste Briefkasten

Der erste Briefkasten wurde 1912 auf der Margarethenhöhe eingerichtet. Die Farbe des Postkastens war noch blau, wie im gesamten Bereich der kaiserlichen Reichspost. Ausgewählt für den Standort wurde die Natursteinmauer zwischen den Häusern Nr. 22 und 24 in der Giebelstraße.  Diese hieß nur in der Bauphase so, bis sie von der Stadt Essen 1911 offiziell die Bezeichnung Steile Straße erhielt.

Die erste Post-Dienststelle wurde am 15. September 1926 in der Wohnung von Ferdinand Taschau, Kleiner Markt 3, eingerichtet. Die Post-Dienststelle zog 1930 an die Adresse Kleiner Markt 8 um, in die Wohnung von Hanna Hardt. Frau Wehlmann, Hoher Weg 20, die dort in ihrer Wohnung einen kleinen Lebensmittel-Laden betrieb, übernahm 1936 die Post-Dienststelle, die dann die Bezeichnung „Essen 13“ erhielt.

1937 erfolgte ein erneuter Umzug, diesmal an die Adresse Steile Straße 34. 1941 zog die Post-Dienstelle schließlich in die Erdgeschoss-Räume des Hauses Steile Straße 31 und blieb dort bis 1964. Das Haus besaß zwei Eingangstüren, hinter der linken befand sich eine zeitlang das Sozialamt, hinter der rechten die Post-Dienststelle. An der Hauswand rechts vom Eingang waren zwei Automaten zur Abgabe von Briefmarken angebracht, direkt neben einem Post-Briefkasten.

Innerhalb dieses Zeitraums hatte ab 1946 Günter Gerlach die Geschäftsführungs-Aufgaben übernommen. Karl Jansen übernahm 1960, bisher Herbergsvater in der Jugendherberge Margarethenhöhe, die im gleichen Jahr abgerissen wurde, die Post-Dienststelle.

Umzug zur Metzendorfstraße

Die Post-Dienststelle „Essen 13“ eröffnete 1964 ihre Tätigkeiten in den Räumen der Metzendorfstraße 50, aus denen die Sparkassen-Filiale zu diesem Zeitpunkt ausgezogen war, und wird in der Folge umbenannt in Post-Dienststelle 116. Zeitweilig gab es an diesem Standort einen Briefkasten mit doppelter Breite und zwei Einwurf-Klappen für Briefe, Dieser wurde „Orts- / Fern-Briefkasten“ genannt. Eine der Klappen trug die Aufschrift „Postleitzahlen 4300“, die andere „andere Postleitzahlen“. Die Benennung ist sinngemäß, genau weiß ich das nicht mehr, könnte auch „Essen“ und „andere Orte“ gewesen sein.

Ab 1966 traf man in der Dienststelle Frau Gerlach und ab 1975 leitete die Post-Dienststelle 116 Günther Mayer. Die Post wurde 1995 privatisiert und firmierte ab da als Deutsche Post AG. Die Post-Dienststelle 116 wurde umbenannt in Filiale 116. Frau Judith Martino leitete die Filiale. Am 19.08.2003 wurden die Diensträume auf der Margarethenhöhe komplett geschlossen. Seit 2004 befindet sich hier die Musik- und Ballettschule der Margarethenhöhe, die inzwischen ihren 20. Geburtstag feiert.

Partnerfiliale am Lührmannwald

Die Deutsche Bundespost hatte und hat Versorgungs-Pflichten für den Postverkehr und eröffnet in Folge 2003 eine Postpartner-Filiale in den Geschäftsräumen von Carmen Gerlitz und Michael Amlang, Lührmannwald 49 (im EG des Hochhauses), die dort einen Kiosk für Tabakwaren, Zeitungen und Lotto-/ Toto-Annahme betrieben. Auch eine Postbank-Filiale wurde hier erreichbar gemacht. 

In Folge übernimmt Herr Rohde das Geschäft und die Postpartner-Filiale. 2018 gab Herr Rohde auf. Die Postbank hatte den Vertrag mit ihm gekündigt. Ohne diesen Geschäftsanteil rechnete sich der Betrieb für Herrn Rohde nicht mehr. Die gesetzliche Vorgabe der Post-Präsenz musste die Post ab diesem Zeitpunkt selbst leisten. Zumindest zu bestimmten Zeiten sollte die Dienststelle geöffnet werden, das klappte aber nicht durchgängig.

Paket-Shops und eine neue Postfiliale

Ersatzweise gab und gibt es Paket-Shops an der Esso-Tankstelle, Sommerburgstraße 114, und in der Papeterie Drange. Denise Drange betrieb ihr Geschäft zuerst in den ehemaligen Geschäftsräumen von Wesseling, Laubenweg 15, dann, nach Umzug zum Laubenweg 11, den ehemaligen Geschäftsräumen von Kloydt. Ein Paket-Abholschrank-System, DHL-Paket Box genannt, wurde auf dem Gelände der Esso-Tankstelle eingerichtet. Doch damit ließen sich natürlich nicht die alle Aufgaben einer Dienststelle abbilden.

Frau Denise Drange betrieb in ihrem Geschäft neben Kiosk-Artikeln, Zeitschriften und Tabakwaren schon einen Paket-Shop. Frau Drange vereinbarte mit der Post, eine „Kleine Filiale“ bei ihr im Laden einzurichten. Dieses Projekt wurde auch von der Margarethe-Krupp-Stiftung unterstützt. 2022 konnte man endlich die Versorgung für abgehenden und ankommenden Paket- und Postverkehr wieder einrichten.

Die Farben der Deutschen Post

Zur Geschichte der Deutschen Post gehören noch weitere Informationen: Die Farben der offiziellen Brief-Postkästen wechselten mehrfach. In den ersten Jahren, ca. 1872 – 1945, gab es noch regionale Farbabweichungen für die Post-Briefkästen in den unterschiedlichen Regionen oder Städten, die aber nach und nach aufgegeben wurden.

Die Postbank betrieb für Postscheckverkehr, Postschecks wurden für Geld-Transfers, ähnlich den bekannten Banken-Überweisungsträgern oder den Bank-Schecks, eigene spezielle Briefkästen, die laubgrün gefärbt waren. Für Luftpost-Sendungen gab es spezielle brilliantblaue Briefkästen.

ZeitraumBetreiberoffizielle Farbe
1872-1933Reichspost Kaiserreichblau
1934-1945Reichspost Weimarer Republikrot
1946-1949Deutsche Post BRDgelb
1950-heuteDeutsche Bundespostgelb