Musik bis zum Polarkreis

Musik bis zum Polarkreis

18. März 2019 0 Von Sonja Mersch

Kirchenmusikerin wollte sie eigentlich schon immer werden. Ihren Platz in der Evangelischen Kirchengemeinde, wo sie Orgel spielt und Chöre leitet, fand Heidemarie Kuhs allerdings über verschlungene Wege. Und wenn sie in zwei Jahren in Rente geht, reist sie weiter – zum Polarkreis.

Für die meisten ist sie einfach „Heidi“: Die 63-Jährige liebt es, mit Menschen zu arbeiten. Im Gustav Adolf Haus leitet sie verschiedene Chöre, darunter einen Kinderchor, eine Gesangsgruppe nur für Männer sowie den großen Kirchenchor und eine offene Singgruppe im Seniorenzentrum. Regelmäßig besucht sie den evangelischen Kindergarten, um mit den Jüngsten zu singen, und vor Gottesdiensten lädt sie junge Sänger und Musikanten zum Kindermusiktag ein, um Lieder und Stücke einzustudieren.

Man soll seine Stimme lieben“

Chorarbeit macht der Kirchenmusikerin besonders viel Spaß, und sie sprudelt stets über vor Ideen. Für Juni plant sie eine Aufführung der „Misa Criolla“, für die sie übrigens noch jugendliche Sänger sucht (Infos weiter unten), und sie gestaltet mit Kindern den Familiengottesdienst am Ostersonntag. „Man soll seine Stimme lieben“, findet sie, „denn das ist eine Form von Selbstliebe – die Voraussetzung für Nächstenliebe.“

Studiert hat Heidi Kuhs in Heidelberg – Deutsch und Musik auf Lehramt fürs Gymnasium. Klavier und Querflöte waren von Anfang an „ihre“ Instrumente. Nach Referendariat und zweitem Staatsexamen beschloss sie jedoch, dass sie etwas anderes machen wollte – und probierte vieles: Sie studierte Ethnologie und Sprachen, unterrichtete Klavierschüler, bewarb sich zu Aufnahmeprüfungen in Schweden und begleitete Ballettstunden am Werdender Gymnasium. „Nebenher habe ich selbst getanzt, zum Beispiel arabische Tänze und Flamenco“, erinnert sie sich.

Im Gustav-Adolf-Haus probt die Kirchenmusikerin mit ihren Chören und Musikgruppen.

Mit Kindern arbeiten

Zusätzlich arbeitete sie als Querflötenlehrerin an der Musikschule Lennetal, schrieb sich dann aber ein weiteres Mal an der Uni ein – diesmal für Primarstufe mit den Fächern Deutsch, Musik und Mathe, „das hat mir viel Spaß gemacht“, sagt sie. Klassenlehrerin wäre sie gern geworden. „Ich war an engeren Beziehungen zu den Kindern interessiert. Allerdings wurde ich dann leider nur als Fachlehrerin für Musik eingesetzt.“

Erst da fiel ihr der alte Traum von der Kirchenmusik wieder ein, und sie bewarb sich auf eine Stelle in Gelsenkirchen – ohne jemals zuvor Orgel gespielt zu haben, wie sie lachend zugibt. „Ich habe mir Tipps von Freunden geholt und geübt – und es hat geklappt.“ Nach fünf Jahren wechselte sie schließlich 2001 zur Margarethenhöhe – und blieb.

Zur Arbeit im Gustav Adolf Haus radelt sie stets mit dem Fahrrad aus Essen-Stadtwald an: „Das Auto habe ich zum zweiten Mal abgeschafft, als ich zur Margarethenhöhe wechselte“, erklärt sie. „Es tut immer wieder gut, mich draußen zu bewegen, egal bei welchem Wetter.“

Nach der Rente geht’s nach Nordschweden

Dass sie in zwei Jahren gehen wird, sieht sie mit gemischten Gefühlen: „Ich mache mir natürlich Gedanken, wie es hier mit meiner Arbeit weitergeht, besonders in die Arbeit mit Kindern stecke ich ja viel Herzblut“, erklärt sie. Aber sie hat auch schon Pläne: „Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt, denn ich ziehe nach Jokkmokk in Nordschweden am Polarkreis.“

Durch Urlaube und Freunde kennt sie die Region schon gut, spricht Schwedisch und liebt es, in den Bergen zu wandern – mit Zelt zum Übernachten. Warum es sie in den hohen Norden zieht? „Ich kann Hitze nicht so gut ab, ich laufe gerne – und es ist nicht so voll dort.“ Und für Heidi Kuhs steht fest, dass sie in Lappland ganz sicher auch Musikprojekte organisieren wird.

Heidi Kuhs wandert gerne durch Lappland – und plant sogar, in diese Gegend zu ziehen.

Die nächsten Musikprojekte

Kindermusiktag: Samstag, 20. April, 10-14 Uhr im GAH, zur Vorbereitung auf den Familiengottesdienst an Ostersonntag, 21. April, 10 Uhr. Kinder von 5 bis 10 Jahren dürfen mitsingen und -musizieren. Beitrag: 1,50 Euro für Imbiss und Getränke.

Chorkonzert „Misa Criolla“ am 2. Juni im GAH, mit Kirchenchor und Männerchor, zusätzlich werden noch größere Kinder bzw. Jugendliche (ab 5. Klasse) gesucht, die mitsingen oder sich mit Gitarre und Percussion beteiligen möchten.

Anmeldung für beide Projekte möglichst bis zum 1. April via Email an Heidi Kuhs: musikfuerkinder@arcor.de