Besuch im Kindermalkurs
Die großen Holztische sind zusammengeschoben und voll mit eingetrockneten Farbspritzern. Malkästen stehen bereit, Dosen mit Bunt- und Filzstiften, und zwischen großen weißen Papierbögen kullern Bleistifte und Radiergummis herum. Konzentriert beugen sich Grace, Lotta, Nelly, Amanda und Anaya über ihre Werke. Sie schraffieren, zeichnen Linien nach, wählen sorgfältig Farbtöne aus. Angela Bonnemeier geht im beklecksten Malkittel mal zum einen, mal zum anderen, um Tipps zu geben: Seit gut einem Jahr leitet sie die Kindermalkurse im Atelier am Laubenweg.
„Ich male schon seit sechs Jahren bei Manfred Raub hier im Atelier“, erzählt Angela Bonnemeier, die auf der Margarethenhöhe wohnt. „Als meine Vorgängerin Irene Metzen mit den Kindermalkursen aufgehört hat, wurde ich von Manfred Raub gefragt, ob ich das nicht übernehmen will.“ Zweimal im Jahr startet sie nun einen Kurs für Kinder, die einmal die Woche in der kreativen Atmosphäre des kleinen Ateliers malen und zeichnen möchten. „Die Kinder bringen meistens ihre eigenen Projekte mit“, erzählt Angela Bonnemeier. „Manchmal machen wir aber auch gemeinsam etwas Wildes mit Farben oder gehen im Sommer auch zum Malen nach draußen auf eine Wiese.“ Im Moment ist für viele junge Teilnehmer Zeichnen angesagt.
Die achtjährige Grace hat ein Buch neben ihrem Malblock liegen und schaut immer wieder ganz genau hinein, bevor sie den Bleistift vorsichtig auf ihrem Block ansetzt. „Ich möchte später ein Pferd auf Leinwand malen und übe jetzt gerade, wie man ein Auge zeichnet“, erklärt sie. Die ganze Malstunde lang beschäftigt sie sich mit der ovalen Form und der richtigen Schattierung, schraffiert ein paar Stellen, verreibt alles mit dem Finger. Auch Nelly übt sich im Schraffieren: Sie möchte ein Portrait zeichnen und hat die Kopfform schon grob skizziert. Nun lässt sie sich von Angela Bonnemeier erklären, wie sie unterschiedliche Hauttöne hinbekommen könnte. „Mein Opa hat mir schon früh gezeigt, wie man zeichnet“, erzählt die 13-Jährige.
Neben ihr stellt Amanda gerade ihr Tageswerk fertig: eine lustige Figur mit einem Hund, die sie aus einer Vorlage abgepaust und dann mit bunten Farben verziert hat. „Und jetzt male ich einen Rehkopf“, verkündet die Sechsjährige. Die gleichaltrige Anaya sucht noch in einem dicken Ordner nach einem passenden Motiv und entscheidet sich schließlich für einen Pinguin mit Luftballons. Auf einen großen, weißen Bogen Papier legt sie zuerst ein Stück Schreibmaschinenpapier zum Durchpausen und darüber die Malvorlage. Akribisch zeichnet sie nun jede Linie nach und drückt dabei das Motiv auf ihr weißes Blatt durch.
„Das ist eine gute Vorübung für das spätere freie Zeichnen“, so Angela Bonnemeier, „denn schon beim Abpausen können die Kinder bestimmte Formen erfahren.“ Nicht immer werde in den Malstunden so konzentriert gezeichnet: „Wir malen auch mal wild drauflos“, sagt sie. „Oder mischen Farben.“ Die achtjährige Lotta pinselt gelbe Sterne auf leuchtend blauen Untergrund und überlegt, ob vielleicht noch ein Mond in die Ecke passen könnte – Angela Bonnemeier nimmt sich Zeit für eine kleine Beratung. Auf dem großen Maltisch steht immer auch eine Kiste mit „Kram“ bereit: Luftpolsterfolie, Wellpappe und andere Materialien laden die Kinder dazu ein, sich mit verschiedenen Strukturen zu beschäftigen – jeder so, wie er gerade mag.
„In meinen Malkursen sollen die Kinder vor allem Spaß haben, ich mache hier keinen Unterricht“, betont Angela Bonnemeier. „Ich unterstütze jeden und gebe Tipps, aber die Kinder müssen einfach ,machen‘ und auch mal hinnehmen, wenn etwas nicht so gut klappt, wie sie es sich vorgestellt haben.“ Die Atmosphäre im Atelier soll den Kindern die nötige Ruhe, ja, Entschleunigung ermöglichen, um sich jenseits des hektischen Alltags mal ganz auf ihr kreatives Schaffen zu konzentrieren.
Wie wichtig es ist, Raum für die eigene Kreativität zu haben, weiß Angela Bonnemeier selbst: Sie malt schon seit ihrer Kindheit und Jugend, hat immer wieder Kurse und Workshops besucht und hat in Manfred Raubs Atelier einen Ort gefunden, an dem sie ungestört ihrer Leidenschaft nachgehen kann – in ihren Acrylbildern widmet sie sich vor allem der Industriekultur.
Der Kindermalkurs am Freitagnachmittag ist zurzeit voll – mehr als vier bis fünf Kinder gleichzeitig könnten sich in dem kleinen Atelier einfach nicht genügend ausbreiten, so Angela Bonnemeier. Wer dennoch Interesse am nächsten freien Platz oder einem neuen Kurs hat, kann sich gerne per Email an angela.bonnemeier@gmx.de melden.
Fotos: Tanja Wuschof
Schönen guten Tag
Ich wollte mich mal erkundigen ob sie einen Malkurs in den Sommerferien für die Kinder im Alter von 12 Jahren anbieten.
Über eine positive Nachricht würde ich mich sehr freuen.
Herzliche Grüße
Doris Menzenbach
Das Skizzieren mit Nelly war der Anfang, heute sehe ich an ihren Bildern eine enorme
Entwicklung und Freude am kreativen Gestalten und an unterschiedlichen Maltechniken,
unterstützt durch Angela Bonnemeier.
Mir hat der Bericht von Sonja und Tanja ebenfalls viel Freude bereitet.
Seid gegrüßt von
Opa Manfred Kaczerowski
Ganz großartig, den Kindern wird nichts vorgesetzt sondern sie malen und probieren sich aus. Sie dürfen ihre Projekte umsetzen und bekommen die nötige Unterstützung und Förderung ihrer Interessen dazu. Das Engagement von Angela Bonnemeier ist toll.
Wunderbar! Ein in jeder Hinsicht erfreulicher Bericht in Zeiten des Wandels. Es ist schön, wenn sich erwachsene Menschen in dieser kreativen Form für Kinder einsetzen. Die Arbeit von Frau Bonnemeier ist vorbildlich. Und es ist erfreulich, dass sich diese Möglichkeit von den örtlichen Gegebenheiten her in einem kleinen Atelier auf der Margarethenhöhe in Essen ergibt. Ein echter Vorteil nicht nur für Familien mit Kindern, sondern auch für kreative Menschen jeden Alters.