Es war einmal…eine Jugendherberge

Es war einmal…eine Jugendherberge

5. Juli 2019 8 Von Sonja Mersch

Auf der Margarethenhöhe gab es einmal eine Jugendherberge – eine alte Postkarte eines Sammlers hat mich darauf aufmerksam gemacht. Die Jugendherberge stand an der Altenau und wurde in den 60er Jahren abgerissen. Erinnert sich noch jemand daran? Ich habe mich mit Heinz Kaschulla darüber unterhalten, der seit 72 Jahren auf der Margarethenhöhe wohnt. Er hat große Freude daran, persönliche Erinnerungen und historische Fakten zusammenzutragen – in erster Linie für sich selbst und für seine Kinder und Enkelkinder, die ebenfalls hier aufgewachsen sind oder aufwachsen.

„Papa, erzähl mal“

„Meine Notizen sind Zusammenfassungen von größtenteils Bekanntem, ergänzt um Dinge, die mir bei meiner Suche ins Auge fielen“, sagt er. Initialzündung für seine Recherchen war das Buch „Papa, erzähl mal“, in dem er für seine Kinder Erinnerungen seines Lebens eintragen sollte. Viele Fragen hätten aber gar nicht gepasst, für anderes brauchte er deutlich mehr Platz. So sei die Idee entstanden, alles aufzuschreiben, was er seinen Kindern über sich und seine Heimat, die Margarethenhöhe, erzählen wollte: „Damit nichts verloren geht“, sagt er. Auch über die Jugendherberge Margarethenhöhe hat er etwas gefunden.

Heinz Kaschulla schreibt seine Erinnerungen und alles, was es sonst über die Margarethenhöhe zu erzählen gibt, für seine Kinder und Enkelkinder auf.


„Eiserner Karl“: Herbergsvater war Gewichtheber

Gebaut wurde die Jugendherberge nach den Plänen von Georg Metzendorf im Jahr 1928. Sie befand sich gegenüber dem damals noch bestehenden Krampeshof, der an der Ecke der heutigen Wortbergrode und der Straße Altenau lag. Am 27. Januar 1929 wurde die Jugendherberge im Beisein vieler Essener Jugendverbände eingeweiht.

Die Jugendherberge war für den Aufenthalt von 40 Jungen und 28 Mädchen konzipiert. Der Herbergsvater hieß Karl Jansen, genannt „Eiserner Karl“, und das offenbar aus gutem Grund: Er gewann bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin eine Bronzemedaille als Gewichtheber und war wohl auch sonst im Sport sehr erfolgreich. Später arbeitete er als Poststellenleiter auf der Margarethenhöhe. Wer mehr über ihn wissen will: Karl Jansen hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag und einen Eintrag samt Foto auf einer englischsprachigen Seite über die Olympischen Top-Gewichtheber des 20. Jahrhunderts.

Diese historische Postkarte stammt aus der umfangreichen Sammlung
von Burkhard Effertz auf seiner Internetseite www.essen-historisch.de.

Soldatenküche, Wohnheim und Neubau

Während des Zweiten Weltkrieges diente die Jugendherberge als Küche für die Soldaten der Flak-Stellung, die auf dem Feld vom Stens-Hof/Bauer Langels an der Sommerburgstraße lag – an der Ecke zur damals noch als Allee ausgebauten Verbandsstraße nach Düsseldorf. Nach dem Krieg fand die Jugendherberge Verwendung als Wohnheim für Bergbau-Lehrlinge.

Im Jahr 1960 schließlich wurde die Jugendherberge abgerissen und machte einem siebenstöckigen Hochhaus für Seniorenwohnungen mit angegliederter Gaststätte Platz. Das Besondere: Zwischen beiden Gebäuden wurde ein geschlossener Übergang gebaut, durch den die Senioren „wie zu Hause“ den Mittagstisch erreichen sollten.

Vielen Dank an Heinz Kaschulla für die Details!

Wer hat noch Erinnerungen an die Jugendherberge Margarethenhöhe oder vielleicht sogar an Karl Jansen? Schreibt mir gerne an info@diehoehe.de oder kommentiert unter diesem Beitrag.