MKS-Chef spricht Klartext
Das Neubauprojekt der Margarethe Krupp-Stiftung am Lehnsgrund bewegt die Gemüter. Nachdem die Pläne für neue Wohnungen und ein Verwaltungsgebäude in einem WAZ-Artikel detailliert vorgestellt wurden, haben viele von Euch Fragen, Befürchtungen und auch Unmut geäußert. Für mich Grund genug, mit Stiftungsvorstand Michael Flachmann (Foto: MKS) darüber zu sprechen.
Herr Flachmann, können Sie uns erklären, warum die Stiftung dieses Neubauprojekt eigentlich angestoßen hat?
Michael Flachmann: Wenn man sich das gesamte Grundstück ansieht, ist klar, dass man dort etwas tun muss. Die Wohnungen sind klein und vom Zuschnitt nicht sehr gefragt, und überall liest man, dass es wichtig ist, neuen Wohnraum für Senioren und Familien zu schaffen. Dies ist eine der wenigen Flächen, mit der wir dazu beitragen können.
So sieht es dort aktuell aus – Fotos von Tanja Wuschof:
Die Stiftung bekommt dort auch ein neues Verwaltungsgebäude – warum?
Michael Flachmann: Unsere Verwaltung an der Sommerburgstraße zu modernisieren, ist nicht so einfach. Wir haben nicht viel Platz, müssen aber immer mehr Mitarbeiter unterbringen. So haben wir dauerhaft zwei Auszubildende und einen Werkstudenten, und Herr Roll übernimmt immer mehr Verwaltungsaufgaben, hat aber kein eigenes Büro zur Verfügung. Für Besprechungen nutzen wir schon Räume am Laubenweg, aber das kann nur eine Übergangslösung sein. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, im bisherigen Gebäude einen Aufzug einzubauen, damit ältere Menschen sich nicht die Treppen hochquälen müssen.
Zu den Vorgaben für den Architektenwettbewerb gehörte unter anderem, dass der Neubau in die Siedlung passen soll. Auf viele Anwohner wirken die Pläne aber sehr modern und damit unpassend.
Michael Flachmann: Die Wohngebäude sollen zur Straße hin schon das Bild der Margarethenhöhe wiederspiegeln. Die Skizze gibt aber noch nicht das endgültige Aussehen der Häuser wieder. Der Farbton der Fassade zum Beispiel kann später hell oder auch dunkler ausfallen, auch das Satteldach wird etwas anders aussehen.
Wie passt das schräge Dach der neuen Verwaltung zum Ortsbild?
Michael Flachmann: Das Verwaltungsgebäude soll sich bewusst von den Wohngebäuden abheben. Das schräge Dach greift einerseits die Neigung der Satteldächer am Lehnsgrund auf, andererseits die flache Dachlinie der hohen Gebäude an der Altenau. Wir haben eine Symbiose aus beiden Elementen gewählt. Ein Neubau mit reinem Flachdach wäre ein unschöner Würfel geworden, ein reines Satteldach wäre aufgrund der Tiefe des Gebäudes nicht möglich gewesen. Insgesamt soll der Neubau aber ruhig modern rüberkommen.
Für wen sind die neuen Wohnungen denn gedacht und werden sie bezahlbar sein?
Michael Flachmann: Es wird einen Mix geben aus zweieinhalb bis viereinhalb Raum Wohnungen, das heißt, es können sowohl Senioren als auch junge Familien mit Kindern einziehen. Die Mieten werden marktüblich und damit natürlich teurer sein als in den alten Gebäuden. Aber man muss bedenken, dass ein Neubau immer effizienter zu nutzen ist als ein modernisierter Altbau. Vielleicht entscheiden sich Menschen von der Margarethenhöhe zu einem Umzug, oder es kommen Menschen aus dem Umkreis, die schon länger damit liebäugeln, auf die Margarethenhöhe zu ziehen. Die bisherigen Mieter wurden schon im September informiert und hätten bei Interesse ein Vorrecht auf die Wohnungen.
Eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen soll den bisherigen Garagenhof ersetzen. Wer darf künftig dort parken?
Michael Flachmann: Es wird Parkplätze für die künftigen Mieter der neuen Wohnungen und für die Mitarbeiter der MKS geben. Auch die bisherigen Garagenmieter können dort Stellplätze bekommen, allerdings nur diejenigen, die auch auf der Margarethenhöhe wohnen und ihre Garage für ihr Auto und nicht für andere Dinge nutzen. In der neuen Tiefgarage wird es auch Plätze für e-Fahrzeuge geben.
Nicht jeder, der momentan dort eine Garage hat, bekommt also automatisch einen neuen Stellplatz?
Michael Flachmann: Nein, jeder, der wieder eine Garage möchte, muss bei uns einen neuen Antrag stellen. In der Übergangsphase vom Abriss bis zur Fertigstellung fallen die Stellplätze natürlich weg. Wir starten im Frühjahr 2020, über den Winter können die Autos also noch untergestellt werden.
Was passiert mit dem Bauhof – die Anwohner fragen sich natürlich, wo sie in Zukunft ihren Grünschnitt entsorgen können.
Michael Flachmann: Für Grünabfälle wird es wieder eine Stelle geben, wir sind zurzeit in der Überlegung, wo das sein wird. Aber es wird weiterhin kostenlos und auf der Margarethenhöhe sein.
Ein Aufschrei geht durchs Dorf, weil die Autowerkstatt Kallidat ebenfalls abgerissen wird und noch nicht klar ist, wie es für den Betrieb weitergeht.
Michael Flachmann: Uns bewegt die gleiche Sorge. Die Werkstatt gibt es dort schon seit Generationen und sie wird gerne genutzt. Dennoch ist der Standort nicht unbedingt optimal. Herr Kallidat möchte auf der Margarethenhöhe bleiben, das kann ich verstehen. Allerdings haben wir das Problem, dass es hier eigentlich keinen Standort gibt, um eine neue Werkstatt zu bauen. Ein Grundstück neben der Freiwilligen Feuerwehr wäre denkbar, jedoch wurde unsere Bauvoranfrage negativ beschieden, weil es sich dort um ein Wohngebiet handelt.
Und wie geht es nun weiter?
Michael Flachmann: Wir haben Widerspruch eingelegt und hoffen, dass die Stadt einen Weg findet. Die baurechtlichen Möglichkeiten können wir leider nicht beeinflussen. Wenn Herr Kallidat in einen anderen Stadtteil ziehen müsste, würden wir ihn ebenfalls unterstützen.
Die Stiftung hat von vornherein gewusst, welche Schwierigkeiten der Neubau für die Werkstatt Kallidat nach sich ziehen würde. Warum wurde trotzdem so entschieden?
Michael Flachmann: Jedem ist klar: Wir brauchen neuen Wohnraum, aber wir haben keine freien Flächen. Überall müssen Abstriche gemacht werden, und mir tut es sehr Leid für Herrn Kallidat. Wir hoffen, dass es ein gutes Ende für alle geben wird. Mit einer Entscheidung vom Bauamt rechnen wir noch im Mai.
Zum Weiterlesen: Bericht über Jens Kallidats Werkstatt und seine Existenzsorgen und Reaktionen von Politik und Verbänden.
[…] 10. MKS-Chef spricht Klartext – Die Höhe […]
[…] Noch wenige Monate darf die Freiwillige Feuerwehr in der leeren Häuserzeile am Lehnsgrund üben – bevor die Wohnungen abgerissen werden und auf dem Gelände neue Wohneinheiten und ein Verwaltungsgebäude für die Margarethe Krupp-Stiftung entstehen (siehe Bericht MKS-Chef spricht Klartext). […]
[…] Berichte über die Autowerkstatt Kallidat findet ihr hier:MKS-Chef spricht Klartext, 4. Mai 2019“Es geht um meine Existenz!”, 8. Mai 2019Viel Zuspruch für Kallidat, 17. […]
[…] Auch die Freiwillige Feuerwehr Margarethenhöhe muss regelmäßig üben: Wie kommt man in ein verrauchtes Dachgeschoss? Wo stellt man die Leiter an, und wieviel Meter Schlauch nimmt man mit? Praktisch, wenn es leer stehende Gebäude gibt, in denen sich verschiedene Szenarien so real wie möglich nachspielen lassen. Die Häuserzeile am Lehnsgrund zum Beispiel steht seit einiger Zeit leer – sie soll ja im Frühjahr 2020 für Neubauten abgerissen werden (siehe Bericht). […]
[…] gibt es eine gute und schlechte Nachricht. Seine Werkstatt am Lehnsgrund, die im Frühjahr für ein Neubauprojekt der Margarethe-Krupp-Stiftung abgerissen wird, hat eine neue Bleibe gefunden. Schon zum 1. Oktober bezieht Jens Kallidat die […]
[…] sich einig: Die Werkstatt Kallidat, für die es noch keinen neuen Standort gibt (siehe Bericht und MKS-Interview), soll in der Nähe bleiben. Dafür sind innerhalb weniger Tage schon über 800 Unterschriften […]
Die Margarethe-Krupp-Stiftung und der Oberbürgermeister haben Herrn Kallidat ihre Unterstützung zugesichert. Ist das glaubhaft ?
Dem Aufsichtsrat der Stiftung gehört neben 5 Mitgliedern aus dem Rat der Stadt Essen auch der Oberbürgermeister höchstpersönlich an. Und dieser Gruppe gelingt es nicht, bei der Stadt Essen eine Sondergenehmigung für den Bau der Werkstatt zwischen Studentenwohnheim und Feuerwehr zu erwirken ???? Eine Genehmigung, die abgelehnt wurde, weil es sich dort angeblich um ein Wohngebiet handelt. Wer hat denn die Genehmigung erteilt, als an gleicher Stelle vor Jahren die Wendeschleife der U-Bahn gebaut wurde ?
Da stellt sich nicht nur mir die Frage, ob es sich um eine ernst gemeinte Unterstützung oder doch nur um Lippenbekenntnisse handelt.
Eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen… das ist ja wirklich ein Tropfen auf den heißen Stein!!!
Die Parkplatz-Situation ist jetzt im Bereich Lehnsgrund, Wortbergrode und Lührmannstraße mehr als NUR angespannt – freue mich schon gewaltig auf die noch schwierigere Parkplatzsuche im Zeitraum der Bauarbeiten (das ist natürlich ein nachvollziehbares Problem mit dem Wegfall der Garagen!) und erst Recht danach, wenn neue Mieter mit sicherlich mehr als einem Auto pro Wohnung in die neuen Häuser einziehen… :-/
Erstmal danke, für diese tolle Seite. Es ist schön, eine so moderne, aktuelle und ansprechende Internetseite wie diese zu haben. Man erfährt vieles, was gerade aktuell die Bürger der „Höhe“ bewegt und interessiert. Nun muss ich einmal ganz deutlich und lautstark sagen, wir alle hoffen dass Jens Kallidat eine Ausweichmöglichkeit hier auf der Margarethenhöhe bekommt. Er gehört fest zur Höhe und ich möchte behaupten, das alle seine Kunden ihn und seine Werkstatt hier nicht missen wollen. Seit Generationen ist die Werkstatt hier präsent und man sollte berücksichtigen, das eine Existenz auf dem Spiel steht.
Hallo Sebastian, danke für das Lob und für den Kommentar!
Ich bin selbst gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt, und bleibe so gut es geht am Ball.
Liebe Grüße!
Die Entwürfe zur Bebauung gefallen mir. Mit der alten Margarethenhöhe haben sie wenig zu tun und mit dem Kasernenstil der Neuen auch nicht. es ist doch klar das man das Konzept der alten Margarethenhöhe nicht fortführen kann. Das die Werkstatt der Familie Kallidat nicht weiter existieren kann, ist bedauerlich aber hängt damit zusammen das es der Stiftung nicht gelingt eine brauchbare Infrastruktur zu planen.
Liebe frau Mersch,
herzlichen Dank für diesen Artikel und die Niederschrift des Interviews.
Das Projekt ist ja schon seit längerer Zeit bekannt, doch hatte es bisher nur Gerüchte mit unterschiedlicher Interpretation erzeugt. …so ist es viel besser.
Sollte die Stadt sich tatsächlich nicht positiv für den Verbleib zu einem Standort entscheiden, würde das immer mehr zu einem Absterben jeglicher Infrastruktur innerhalb der Margartehenhöhe bedeuten.
Das wäre politisch unverzeihlich.
Ich wohne jetzt ca. 72 Jahre hier, jegliche Infrastruktur befindet sich im Rückbau. …leider
Lieber Herr Kaschulla,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Genau das war meine Intention – ein bisschen Klarheit in die Gerüchteküche zu bringen.
Beste Grüße!
Tolles Interview und vorallem eine tolle Seite Weiter so
„Wir“ im Lehnsgrund freuen uns vor allem über den Baulärm….wird ja eine spassige Zeit werden
Liebe Grüße
Vielen Dank für das nette Feedback & liebe Grüße!
Sonja