
Haustüren und Blenden

Manfred Raub
Manfred Raub lebt seit 43 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er ist Mitbegründer des Kunstkreises Margarethenhöhe und Inhaber des Ateliers am Laubenweg. Seit 15 Jahren ist er als Gästeführer auf der Höhe unterwegs. Aus seiner umfangreichen historischen Foto- und Postkartensammlung erstellt er regelmäßig Kalender und unterstützt auch diesen Blog mit Texten und Bildern.
Aufmacher-Bild: Postkarte C. Hapke
„Wie aus einem Guss“ war gar nicht vorgesehen
Immer wenn ich als Gästeführer hier auf der Höhe unterwegs bin, fallen früher oder später zwangsläufig die Sätze: „Das ist aber schön hier, und vor allem auch alles wie aus einem Guß, so schön gleichartig…“ Und weiter: „…und die Blendläden und Haustüren so schön in grün und weiß…“ Die Gäste bewundern also die durchgängige Farbgestaltung der Häuser. Diese gleichartige Farbgestaltung war aber nicht von Anfang an von Georg Metzendorf vorgesehen. Ganz im Gegenteil, wie ein Zitat von Professor Dr. A. E. Brinckmann aus dem Jahr 1920* belegt: „…Metzendorf, der mit einer staunenswerten Fülle von Einfällen auch die Kleinkunst pflegt… …lässt kein Türgitter, keinen Laden (Anm. des Autors: Blendladen) keine schablonierte Zierleiste in einem Haus ohne besondere Note. Hierin liegt nicht nur heiteres Spiel, stets ist auf eine bestimmte Wirkung gerechnet…“
Dies entsprach auch dem Wunsch von Frau Margarethe Krupp, die „… jegliche Uniformität vermieden …“ lassen wollte. Auch Georg Metzendorf selbst schrieb in seinem Vorwort zu „Kleinwohnungsbauten und Siedlungen“, erschienen bei der Verlagsanstalt Alexander Koch in Darmstadt im Jahr 1920: „ …Dagegen habe ich die Hauseingangstüren in der vielseitigsten Ausgestaltung durchgeführt…“.
Eine Fülle unterschiedlicher Hauseingänge
Wenn wir dazu Fotos aus diesen Anfangsjahren der Margarethenhöhe betrachten, sehen wir die genannte Fülle von unterschiedlichsten Hauseingängen mit Putz- und Mauerstreifen, Haustüren und Fensterläden (nur ein paar wenige Eingänge sind in der Kombination von Tür und Mauerstreifen doppelt vorhanden!). Die Blendläden wurden in den ersten Bauphasen unterschiedlich farbig gestaltet und zum Teil mit Motiven bemalt. Leider lässt sich anhand der alten Schwarz-Weiß-Fotos nicht mehr die Farbigkeit der Muster feststellen, die aber mit Sicherheit vorhanden war. Gesichert ist nur, dass einige auch hell (weiß?) gestrichen, während andere dunkel lackiert waren. Ein Aquarell von C. Hapke von ca. 1920 zeigt einen Blick in die Steile Straße. Darauf sieht man, wenn der Künstler die Farben originalgetreu wiedergegeben hat, die Eingangs-Türen in braun, die Blenden im Erdgeschoß grün-weiß und im Obergeschoß mit grünem floralen Muster versehen.
* Quelle: Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge Margarethenhöhe bei Essen erbaut von Professor Georg Metzendorf, Verlagsanstalt Alexander Koch, Darmstadt, 1920
Hier Foto-Beispiele aus der Anfangszeit:





Unterschiedliche Farben
Als ich Mitte der Siebziger Jahre zur Margarethenhöhe kam, waren die Eingangstüren und Blendläden noch unterschiedlich gestrichen. Es gab Türen in hellgrün, dunkelgrün, und rotbraun. Die Blenden und Eingangstüren waren vor allem rund um den Kleinen Markt rotbraun gestrichen. Aber alle hatten ein gemeinsames Merkmal: die Schmuckelemente waren ausnahmslos mit weißer Farbe hervorgehoben. Die mit Mustern bemalten Blenden aus der Anfangszeit der Margarethenhöhe waren aber zu dieser Zeit schon vollständig verschwunden.




Dunkelgrün-weiße Lackierung kam erst später
Nachdem 1987 große Teile der „alten“ Margarethenhöhe unter Denkmalschutz gestellt wurden, entschied man sich, mit den notwendigen Unterhaltungsarbeiten nach und nach die Farben zu vereinheitlichen. Das heisst, die Haustüren und Blendläden erhielten ab dann die dunkelgrün-weiße Lackierung. Mehr als 140 unterschiedliche Türen gibt es auf dem alten und neueren Teil der Margarethenhöhe, wobei ich nur die Türen aus Holz gezählt habe. Ein paar der Türgitter sind heute nur noch als Einzelexemplare erhalten geblieben, andere existieren bis jetzt aber noch mehrfach. Hier sind ein paar meiner „Lieblings“-Türen abgebildet (Fotos: Manfred Raub):






Restaurierung und Nachbau
In den Jahren vor Inkrafttreten des Denkmalschutzes wurden bei Erneuerungen der Eingangstüren diese in vereinfachten Formen, aber trotzdem unterschiedlich, gefertigt und eingebaut. Bei jetzt anstehenden Renovierungen der Häuser werden die noch vorhandenen alten Eingangstüren aufwendig restauriert, oder wenn dies nicht mehr möglich ist, im alten Stil „nachgebaut“. Dass dies mit hohen Kosten verbunden ist, steht natürlich außer Frage. Zum Glück hat die MKS Handwerksbetriebe gefunden, die diese alten, aufwendig gefertigten Türen aufarbeiten oder neue Türen herstellen können.
Hier Foto-Beispiele zu den neueren Türen vor Inkrafttreten des Denkmalschutzes mit reduzierten Formen (links und rechts). In der Mitte eine nach alten Mustern neu gefertigte Tür (Fotos: Manfred Raub):

Historische Türklopfer
Und häufig findet man auch noch die historischen Türknäufe und Türklopfer, die ebenfalls von Georg Metzendorf entworfen wurden. Und eben diese Details runden den Gesamteindruck des denkmalgeschützten Teils – siehe oben – ab. Wenn Sie also das nächste Mal über die „Höhe“ spazieren, versuchen Sie einmal, die abgebildeten Türen zu finden… Viel Spaß beim Entdecken!

Es gibt im Museum am Brückenkopf ein Video, das die Blendläden noch im hellen Farbton und mit Motiven zeigt.