
„Keine Angst vor Kunst!“
In das leere Ladenlokal am Laubenweg ist eine Künstlerin eingezogen. Allerdings erst einmal nur vorübergehend, sagt Anabel Jujol. Drei Monate, vielleicht auch länger – bis die Bauanträge der Margarethe Krupp-Stiftung für eine gastronomische Nutzung der Fläche genehmigt sind. Für Anabel Jujol, die seit 28 Jahren auf der Margarethenhöhe lebt – immer in der Metzendorfstraße übrigens – ist die Zwischenmiete ein Glücksfall, wurde ihr doch gerade erst ihr Hinterhofatelier in Holsterhausen gekündigt. einige große Ölbilder lagern noch dort, alles andere hat sie bereits in den neuen Raum geholt: einen großen hölzernen Arbeitstisch, große und kleine Malereien, Fotografien, Collagen, Objekte – teils von befreundeten Künstler:innen, teils eigene Arbeiten – alles unter dem Motto „Glauben, Wissen, Handeln“, und alles „von Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben“, sagt Anabel Jujol.



Geschichten erzählen
Zu jeder einzelnen Arbeit könne sie „einen ganzen Roman erzählen“, und sie hofft sehr darauf, dass sich die Menschen von der Margarethenhöhe darauf einlassen und mit ihr ins Gespräch kommen. Sich erzählen lassen, was dahinter steckt, aber auch eigene Gedanken dazu loswerden. Auch oder gerade weil nicht alle Kunstwerke sofort jedem gefallen, vielleicht sogar manchen abschrecken könnten: Da hängt ein Jesus am Kreuz mit einer Barbiepuppe auf den Schultern, auf einem Gemälde sind Brüste zu sehen, abstrakte Malerei neben Hochglanz-Fotokunst. Alles in einem Raum, hinter jedem Mauervorsprung und in jeder Fensternische gibt es etwas zu entdecken.



Über Kunst diskutieren
„Die Leute brauchen keine Angst vor Kunst zu haben“, sagt Anabel Jujol. Ob etwas nun „richtige Kunst“ oder „profane Kunst“ sei, darüber sei sie gerne bereit zu diskutieren. Das Jesus-Barbie-Objekt sei beispielsweise in einem Workshop entstanden. „Das Kreuz stammt aus dem Schlafzimmer meiner verstorbenen spanischen Großeltern“, erklärt sie. Ein achtjähriges Mädchen in einem ihrer Kurse habe den leidenden Jesus als „gruselig“ bezeichnet, woraufhin sie kurzerhand „Kunst daraus gemacht“ hätten: Eine lächelnde Barbie auf die Schultern gesetzt, Glitzer auf den Körper gestreut. „Ich bin sehr offen für alles“, betont die Künstlerin, die unter anderem auch mit Menschen mit Behinderung in der „Candyshop Kunstwerkstatt“ der Diakonie arbeitet – eine entsprechende Ausstellung in dem Lokal am Laubenweg hat sie auch schon angedacht.


Freies Schaffen auf der Margarethenhöhe
Ihre eigene Geschichte begann übrigens als gelernte Werbekauffrau und Grafikerin in einem großen Unternehmen. Nach einer Krise gab sie die Karriere auf, studierte Geisteswissenschaften, zog auf die Margarethenhöhe, bekam ein Kind, wurde alleinerziehend, arbeitete als Software-Dozentin. Mit 35 Jahren finanzierte sie sich schließlich ihr Kunststudium und kombiniert seitdem freies Schaffen mit ihrer Tätigkeit als Dozentin in der Kunstwerkstatt. Die Margarethenhöhe, sagt sie, sei eigentlich ihr persönlicher Rückzugsort. „Darum ist es für mich ein großes Wagnis, mich hier in einem Atelier so zu exponieren.“ Viele Leute im Stadtteil kenne sie schon sehr lange und gut, andere dagegen gar nicht. „Darum bin ich gespannt auf all die Geschichten, die mir die Menschen hier erzählen.“
Eröffnung Freitag, 1. Dezember, 16 Uhr
Alle seien eingeladen, jederzeit auf einen Plausch oder einen Kaffee hereinzukommen, wenn sie gerade im Atelier sei – das sie übrigens „Die Reinigung“ nennt – der alte Schriftzug an der Fassade habe sie dazu inspiriert. Diesen Freitag, am 1. Dezember, will sie ab 16 Uhr offiziell eröffnen.
Internetseite der Künstlerin: www.anabeljujol.de


Die Pop Up Galerie der Künstlerin Anabel Jujol in „Der Reinigung“ hat sich in den letzten Monaten als wunderbare Bereicherung erwiesen. Genau so ein Kulturort hat der Margarethenhöhe gefehlt und die Lesungen, Kunstkurse….sind begeistert angenommen worden. Mit dem Ruinencharme hat er fast belinerisches Flair! Umso schöner, dass der Mietvertrag um den Mai verlängert wurde und mit der Extraschicht am 1. Juni uns noch ein abschließender Höhepunkt erwartet.
Wäre es nicht ein Traum, wenn sich in „Der Reinigung“ dauerhaft ein Kulturort entwickeln würde, in dem die vielen Kunstschaffenden auf der Margarethenhöhe Ausstellungen machen, die Schreibenden Lesungen veranstalten, in dem kleine Konzerte und Tanzperfomances stattfinden könnten.?
Die Margarethenhöhe hat sich in den letzten Jahren verjüngt und damit auch neue kulturelle Bedürfnisse entwickelt. Mir fehlt ein Ort, um z.B nach einem Elternabend noch mit den anderen Eltern zu klönen und ich will auch nicht immer für Kulturveranstaltungen in die Stadt fahren. Wäre es nicht wunderbar ein Künstlercafe im Herzen der Margarethehöhe zu haben? Ich kann mir gut vorstellen, dass es genauso begeistert angenommen wird wie der Feierabendmarkt.
Das ist ja ganz nett, aber warum brennt da immer die ganze Nacht Licht?
#Lichtverschmutzung #Energiekrise
Herzlichen Dank für den Bericht.
Auf bald.
Liebe Grüße
Anabel