
„Das ist eine große Chance“
Sonja Mersch
Mit einem neuen Namen ist die Evangelische Gemeinde Essen-Margarethenhöhe ins neue Jahr gestartet: Die lange geplante Fusion mit der Evangelischen Gemeinde Bredeney ist jetzt in Kraft getreten und eine neue Gemeinde ist geboren: die Emmaus-Gemeinde. Ist das etwa der Anfang vom Ende? Oder doch eher eine große Chance? Pfarrerin Henny Dirks-Blatt ist bewusst, dass es auf der Margarethenhöhe auch skeptische Stimmen gibt – doch sie blickt positiv in die Zukunft und hofft, dass dies auch die Gemeindemitglieder tun werden. Wir haben uns darüber unterhalten.
Liebe Frau Dirks-Blatt, wenn sich zwei Gemeinden zusammentun, schürt das bei manchen Menschen Zukunftsängste. Die Gemeinde hat doch nicht etwa finanzielle Schwierigkeiten?
Henny Dirks-Blatt: Nein, wir sind nicht in Finanznöten. Unsere Gemeinde hat einen ausgeglichenen Haushalt, und Bredeney auch. Natürlich wird die Fusion auch Synergieeffekte haben, aber es ist wichtig zu sagen, dass wir die in finanzieller Hinsicht eigentlich nicht brauchen.
Warum dann die Fusion?
Henny Dirks-Blatt: Man muss wissen, dass ich als Pfarrerin hier offiziell nur eine Dreiviertelstelle habe – und das ist eine Ausnahme. Normalerweise muss eine Gemeinde mindestens eine volle Pfarrstelle haben. Wenn ich 2021 in Pension gehe, wäre die Stelle nicht wieder in dieser Art besetzt und unsere Gemeinde einfach einer anderen Gemeinde zugeschlagen worden.
Das wäre nicht einmal etwas Neues…
Henny Dirks-Blatt: Stimmt, die Margarethenhöhe ist erst seit 1956 als Gemeinde selbstständig. Vorher wurden wir von Rüttenscheid mitversorgt.
Warum ist nun die Fusion mit Bredeney die beste Lösung?
Henny Dirks-Blatt: Ab einer Größe von 6000 Gemeindegliedern stehen einer Gemeinde zwei volle Pfarrstellen zu. Bredeney hat zurzeit 3139, die Margarethenhöhe 2140 – zusammen also 5280. Als neue Emmaus-Gemeinde haben wir damit Anrecht auf eine volle und eine Dreiviertelstelle – und das ist genau das, was wir bislang auch haben. Joachim Lauterjung wird in Bredeney seine volle Stelle behalten, und mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin auf der Margarethenhöhe wird wieder eine Dreiviertelstelle bekommen.
Also bleibt vieles beim Alten?
Henny Dirks-Blatt: Wir behalten unsere Pfarrstelle, und jeder von uns Pfarrern ist weiterhin für die Menschen in seinem Stadtteil zuständig, etwa für Taufen, Trauungen, Beerdigungen – Herr Lauterjung in Bredeney, ich auf der Margarethenhöhe. Auch die Konfirmation macht jeder in seinem Stadtteil. Es gibt auf der Margarethenhöhe weiterhin den Flohmarkt, den Basar, unser Open Air an Christi Himmelfahrt. Ein Vorteil ist aber, mit zwei Pfarrern können wir uns Aufgaben teilen und unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Joachim Lauterjung ist für Diakonie und Erwachsenenbildung zuständig, ich kümmere mich um Kitas und Kinder- und Jugendarbeit in beiden Stadtteilen.
Bei den Gottesdiensten ändert sich aber etwas…
Henny Dirks-Blatt: Das haben wir uns sehr genau überlegt. Natürlich hätte jeder gerne den Gottesdienst in seiner eigenen Kirche. Davon haben wir jetzt insgesamt drei: das Gustav Adolf Haus, die Kirche am Heierbusch und die am Brandenbusch. Aber wir möchten ja auf Dauer keine dreigeteilte Gemeinde sein, sondern zu einer zusammen wachsen. Darum haben wir uns für das Prinzip einer – manchmal wechselnden -Predigtstätte entschieden.
Das heißt, es gibt keine Gottesdienste mehr parallel – auf der Margarethenhöhe ist dann nur noch einmal im Monat ein Sonntagsgottesdienst im Gustav Adolf Haus, richtig?
Henny Dirks-Blatt: Ja, aber an dem Sonntag ist dann dafür kein Gottesdienst in Bredeney. Für uns Pfarrer*innen ist es eigentlich gut, nicht jeden Sonntag predigen zu müssen und so auch Zeit fürs Familienleben zu haben – das macht diese Pfarrstellen auch für jüngere Nachfolger attraktiv, denke ich. Hier auf der Margarethenhöhe werden übrigens vermehrt Familiengottesdienste stattfinden.
Wie kommen die Menschen denn am besten von der Margarethenhöhe nach Bredeney – oder umgekehrt?
Henny Dirks-Blatt: Wir haben ab Februar die Zeit für den Sonntagsgottesdienst auf 10.45 Uhr gelegt – weil das mit den öffentlichen Busverbindungen zum Heierbusch am günstigsten auskommt. Wer möchte, kann aber auch im Gemeindebüro anrufen und bekommt dann für sonntags eine Mitfahrgelegenheit. Den Gemeindebus, den Bredeney schon lange hat, können wir jetzt auch nutzen.
Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch, Gottesdienste zu besuchen?
Henny Dirks-Blatt: Alle 14 Tage, an jedem zweiten und vierten Freitag im Monat, gibt es nach wie vor einen Gottesdienst um 10.30 Uhr im Seniorenzentrum Helgolandring. Am Brandenbusch ist außerdem manchmal samstags um 18 Uhr Gottesdienst. Grundsätzlich ist es auch möglich, dass wir noch zusätzliche Gottesdienste anbieten – wir haben ja jetzt viele Zeiten frei, etwa für Gottesdienste mit besonderen Themen oder Kindergottesdienst. Das ist unsere große Chance, auch mal etwas auszuprobieren. Jeder, der Ideen hat, darf mich gerne anrufen (Telefon: 50 76 33 23, bitte auch auf den AB sprechen!).
Viele fragen sich, ob es jetzt eigentlich noch einen Ostergottesdienst auf der Margarethenhöhe geben wird?
Henny Dirks-Blatt: Die Planung für Ostern sieht so aus: Gründonnerstag gibt es ein Abendmahl in Bredeney – das gab es vorher noch gar nicht. Karfreitag ist um 10.45 Uhr Gottesdienst am Heierbusch und um 15.30 Uhr im Seniorenzentrum Helgolandring. Ostersamstag ist Osternacht im Gustav Adolf Haus, Ostersonntag um 10.45 Uhr Gottesdienst am Heierbusch, Ostermontag um 10.45 Uhr Familiengottesdienst im Gustav Adolf Haus. Ich finde, das ist eine große Auswahl.
Sicherheitshalber trotzdem noch die Frage: Bleiben alle Gebäude erhalten? Es sind jetzt immerhin drei Kirchen, drei Kitas, zwei Häuser für Kinder- und Jugendarbeit in den beiden Stadtteilen…
Henny Dirks-Blatt: Über Gebäude haben wir gar nichts beschlossen. Aber das müssen wir auch nicht, da wir ja nicht aus finanziellen Gründen fusionieren. Unser Gustav Adolf Haus ist gut gefüllt, viele Gruppen nutzen unsere Räume und wir vermieten ja auch – das Maggi, den Bachsaal und sogar den Kirchsaal. Im Gegensatz zu größeren Gemeinden leisteten wir uns sehr viel. Aber wir konnten es uns auch leisten – nicht zuletzt auch dank zahlreicher großzügiger Spenden unserer Gemeindeglieder für diese Bereiche. Wir wollen das alles bewahren und erhalten, was hier ist – und gerade deshalb, denke ich, profitieren die Margarethenhöhe und Bredeney von der Fusion.
Neujahrsempfang im Gustav Adolf Haus
Beim Neujahrsempfang im Gustav Adolf Haus haben Mitglieder der neuen Emmaus-Gemeinde aus Bredeney und der Margarethenhöhe den gemeinsamen Neustart gefeiert – mit Chormusik, Kabarett und geselligem Beisammensein. Hier ein paar Eindrücke: