Die Höhe und ihre Kioske
Die Pläne für eine Weinbar mit Bistro im ehemaligen Kiosk an der Sommerburgstraße hat für viel Diskussionsstoff gesorgt. Unser lieber Nachbar und Leser Heinz Kaschulla hat uns seine Notizen und Erinnerungen an die Kioske und Trinkhallen der Margarethenhöhe zur Verfügung gestellt. Vielleicht erinnert Ihr Euch an frühere Beiträge von ihm hier auf dem Blog: Heinz Kaschulla lebt schon sein ganzes Leben auf der Margarethenhöhe und hat irgendwann beschlossen, seine privaten Erinnerungen und Ergebnisse seiner Recherchen für seine Kinder aufzuschreiben – „damit dieses Wissen nicht einfach verloren geht“. Wir danken Heinz Kaschulla für diese Infos und Fotos. Manfred Raub sowie die Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe haben weitere Bilder beigesteuert.
Verkaufshäuschen an der Brücke vor dem Krieg
Metzendorf hatte geplant, Brückenhäuser links und rechts der Brücke auf der Seite der Margarethenhöhe zu bauen. Als die Brücke fertiggestellt war, wurden diese aber 1912 auf der Brückenseite in Holsterhausen, also auf der „Halben Höhe“, gebaut. In das westliche Häuschen zog eine Polizeiwache ein, bis diese 1926 in das eigens für sie gebaute Haus Sommerburgstraße 16a umzog. In den nun wieder frei gewordenen Pavillon kam eine Milch-Verkaufsstelle (siehe Foto oben). Das östliche Häuschen diente dem Ehepaar Meta und Karl Schubert als Verkaufsstelle: Sie boten hier Süßigkeiten und Tabakwaren, auch Kautabak, Priem genannt, an. Beide Pavillons wurden im Krieg zerstört und in dieser Form nicht wieder aufgebaut.
Kiosk an der Brücke nach dem Krieg
Auf der Stellfläche, wo das östliche Häuschen vor der Zerstörung gestanden hatte, wurde nach dem Krieg ein recht einfach gehaltener Kiosk gebaut. Hier gab es Süßigkeiten, Tabakwaren und andere Kleinigkeiten zu kaufen, aber auch Getränke, die man in der Wartezeit auf die Straßenbahn genießen konnte. Es gab bei diesem Kiosk immer wieder Einbrüche. Dieser Kiosk stand dann eine ganze Zeit unbenutzt dort, bis er abgerissen wurde.
Kiosk an der Sommerburgstraße gegenüber der Winkelstraße
Währen des Krieges konnte keine Straßenbahn von der Margarethenhöhe zur Innenstadt fahren, weil Holsterhausen völlig zerstört war. 1946 gelang es aber, auf der bestehenden Eisenbahnlinie von Heißen nach Altendorf einen eigenen Haltepunkt zu bekommen. So konnte man nach Rüttenscheid fahren und von dort eine Straßenbahn in die Innenstadt nehmen. Der neue Haltepunkt auf der Margarethenhöhe befand sich an der westlichen Seite der Brücke. Oberhalb dieses Haltepunktes wurde ein dreigeteilter Kiosk gebaut, dort, wo heute oft Besucher-Busse parken.
Links war ein kleiner Raum als Fahrkartenverkaufs-Schalter für die Eisenbahn, in der Mitte der offene Wartebereich dazu und rechts ein Räumchen für einen Kiosk. Nach dem Rückbau der Eisenbahnverbindung für den Personenverkehr 1959 verschwand der Haltepunkt und ebenso das Häuschen mit dem Kiosk.
Bude Krah rechts unter Bäumen
Kiosk an der Sommerburgstraße Ecke Lührmannstraße
„Der Kiosk an der Sommerburg- Ecke Lührmannstraße war meine liebste Adresse“, erzählt Heinz Kaschulla. „Sobald ich alleine dorthin laufen konnte und etwas Geld durch Metallsammeln und Verkauf an einen Klüngelskerl verdient hatte, kaufte ich dort bei Familie Landers ein.“ Fast 70 Jahre lang war der Kiosk – mit wechselnden Betreibern – eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, vor allem nach Spaziergängen durch das Nachtigallental konnte man sich dort mit Eis und kühlen Getränken erfrischen.
Seit Mitte 2012 steht das Büdchen jedoch leer: Die Bedeutung von Kiosken hatte sich schon seit den 2000er Jahren enorm verändert, wohl auch durch die zunehmende Konkurrenz durch Tankstellen und Supermärkte mit langen Öffnungszeiten. Pläne für einen Imbiss oder eine Pizzeria im ehemaligen Büdchen hatte die Margarethe Krupp-Stiftung 2013 verworfen, auch weil eine Abluftanlage notwendig geworden wäre und Nachbarn protestiert hatten. Zuletzt hatten Handwerker wie Maler oder Elektriker das kleine Gebäude zeitweise als Lagerraum genutzt. Jetzt soll der Kiosk im nächsten Jahr zu einer Weinbar mit Bistro umgebaut werden (siehe Bericht).
Kiosk beim Halbachhammer-Teich
Dort, wo heute der Steuerungs-Container für die Regen-Rückhalteanlage steht, stand lange Jahre ein Kiosk. „Familie Fischer bewirtschaftete diesen, Fritz der Sohn war mein Klassen-Kamerad auf der Volksschule an der Waldlehne“, erinnert sich Heinz Kaschulla. Süßigkeiten, Rauchwaren, Kaffee, Wasser mit und ohne Geschmack, aber auch Bier und Rollmöpse oder Gurken gab es hier, sowie Eis in vielen Variationen.
In den längeren letzten Jahren vor der Schließung gesellten sich Tische und Bänke dazu, es gab dann auch warme, einfache Speisen. Dann habe jedoch die Verwaltung der Stadt Essen zugeschlagen: Da es keine den gastronomischen Grundsätzen entsprechenden Sanitäranlagen, musste der Betrieb eingestellt werden. Einen Anschluss der sanitären Anlagen an das städtische Abwasser-Konzept war nicht möglich. „Leider“, so Heinz Kaschulla, „denn hier konnte man nach Spaziergängen ganz toll mit Blick auf den Halbachhammer-Teich pausieren.“
Fotos: Postkarten und Motive aus den Archiven von Heinz Kaschulla, Manfred Raub und der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe
Schwarz weiß Fotos mag ich sehr;)
Martin
Ich erinnere mich an den Kiosk links an der Halben Höhe am Brückenanfang dort…. wurde ca. 1956 von den Eheleuten Strothmann betrieben…. 1 Pfennig Bonbons aus dem Glas.Wundertüten für 10 Pfennig…Groschenromane kaufte ich dort heimlich…es war ein Paradies für uns….
Wunderbar sah es aus – damals. Es wäre ein Gewinn für alle Anwohner – und auch Gäste, etwas von dem Charme der alten Zeit wieder zu entdecken. Statt beängstigend hässlich zugeparkter Straßen, die jede Schönheit des “ Dorfes “
verschandeln, wäre ein liebevolleres Gestalten dieses wunderbaren Stadtteils ein Gewinn.
Die Fotos und die Geschichten dazu finde ich ja spannend. Bin erst kürzlich zur Höhe wieder her gezogen und toll das das veröffentlicht wird für Jedermann. Dankeschön.
Sehr schade allerdings, das vieles nicht wieder neu aufgebaut wurde und der historische Kern zunehmend seine Geschichte verliert. Der Kiosk am Nachtigallental wäre doch eine richtig tolle Anlaufstelle und man könnte doch auch auf Sanitäranlagen verzichten, mit einem Hinweisschild. Die meisten kommen doch von der Höhe! Wäre ein guter Kompromiss.
Toll, vielen Dank für diesen schönen Beitrag und die vielen Fotos! Hach, was war das mal schön hier …