„Achtung: Wir drehen!“

„Achtung: Wir drehen!“

25. Mai 2019 3 Von Sonja Mersch

Ulrike und Hartmuth Laaser haben ihr Türschild schon mal abgemacht. Der Hausflur wird gerade umdekoriert, draußen stehen jetzt noch mehr Blumentöpfe als vorher. Für einen Abend räumen die beiden ihr Zuhause auf der alten Margarethenhöhe und überlassen es den Schauspielern für den Film „Enkel für Anfänger“. Die Dreharbeiten laufen schon die ganze Woche, überwiegend auf der neuen Margarethenhöhe (siehe Vorbericht). Jetzt gibt es einen Außendreh direkt an der Metzendorfstraße 23.

Hartmuth und Ulrike Laaser „verleihen“ ihren Hauseingang. Foto: Tanja Wuschof

Hier ein paar Eindrücke von den Vorbereitungen am Nachmittag, Fotos von Tanja Wuschof:


„Vor einem halben Jahr hatten wir einen Zettel im Briefkasten mit einer Anfrage“, erinnert sich Hartmuth Laaser. Die Idee, dass ein Kinofilm direkt an ihrer Haustür gedreht werden könnte, fand das Ehepaar spannend. „Wir sind für solche Dinge offen“, sagt Ulrike Laaser. Im März seien eine Menge Leute zu Besuch gekommen, um das Haus genauer unter die Lupe zu nehmen. „Das war während des Champions-League-Spiels Bayern gegen Liverpool“, erzählt Hartmuth Laaser lachend. „Ich hatte noch die Liverpool-Fahne im Fenster hängen.“

Die hängt da jetzt natürlich nicht mehr. Dafür werden Umzugskartons in den Hausflur geschleppt. „Wir haben unseren Flur leer geräumt“, so Ulrike Laaser. Mitarbeiter des Filmteams haben den Teppich ausgetauscht und die Bilder am Treppenaufgang. Und trotz der vielen herrlichen lila Glockenblumen vor dem Haus wünschen sie sich noch mehr Blühendes vor der Haustür. „Soll ich ein paar Blumenpötte aus meinen Garten holen“, bietet Nachbarin Gerlinde Stadtfeld an und schleppt kurz darauf ein paar Pflanzen an. Mit Blick auf die Straße vor dem Haus sagt sie: „So leer kenn‘ ich das hier schon lange nicht mehr.“ Wegen des Halteverbots parkt zurzeit niemand im Wendekreis rund um Metzendorf- und Stensstraße – tatsächlich ein seltenes Bild, so ohne Autos.

Vorbereitungen für den Nachtdreh, Fotos von Tanja Wuschof und Christian Dankbar:


Ein Auto spielt dagegen in der Szene, die gedreht wird, eine Rolle. „Es hält vor der Haustür, wo die Tochter der Hauptfigur Philippa wohnt“, verrät mir Produktionsleiter Sebastian Fröhlich. Philippa wird von Barbara Sukowa gespielt und die Tochter von Astrid Liberti, die im Film Annika Haber heißt. Darum steht jetzt auf dem Türschild der Name Haber. „Der Ort ist bildlich sehr schön“, sagt der Produktionsleiter. Gespielt werde eine kurze Szene am Schluss des Films, wenn sich Mutter, Tochter und ein kleines Enkelkind nach Jahren wiedersehen. „Es geht in dem Film darum, was Familie bedeutet, und um den Zusammenhalt der Generationen“, fasst Sebastian Fröhlich zusammen.

Während des Drehs sind die Laasers nicht in ihrem Haus, sondern bei Nachbarin Claudia Angerer-Kappen schräg gegenüber. „Ich habe den Logenplatz“, findet sie. Aus dem Erkerfenster im ersten Stock haben sie das Filmset bestens im Blick. Inzwischen ist es Abend, und viele Nachbarn versammeln sich rund um den Wendekreis, um den Aufbau von Licht und Kameras zu beobachten und einen Blick auf die Schauspieler zu erhaschen. An zwei großen Kränen hängen Scheinwerfer, die aussehen wie große, runde Kissen, die den Platz in helles Licht tauchen. Vor der Haustür der Laasers, oder besser gesagt: von Filmfrau Haber, wird die Szene aber mit einem metergroßen, gespannten Moltonstoff abgedunkelt, denn sie soll nachts spielen.

Unter einer Fensterreihe sitzen die Schauspieler und warten auf ihren Einsatz. Zeit genug, den Blick schweifen zu lassen. „Es ist ein bisschen wie im Märchen hier, wirklich schön“, sagt Barbara Sukowa. „Alles wirkt wie aus einem Guss und hat etwas Dörfliches.“ Maren Kroymann, die in der Szene im Auto sitzen und alles beobachten wird, sagt: „Ich finde es so schön hier, eine ganz besondere Atmosphäre. Der Ort hat einen Charme wie diese englischen Häuschen rund um London, weinbewachsen und mit kleinen Gärten. Ich glaube, das ist ein Ort, wo man wohnen möchte.“