Die kleine Hexe darf endlich tanzen

Die kleine Hexe darf endlich tanzen

30. Juni 2022 0 Von Sonja Mersch

Die Choreografien waren fertig, Kostüme geschneidert: Noch zehn Wochen waren es bis zur großen Aufführung, die die Ballett- und Musikschule auf der Margarethenhöhe nur alle drei Jahre auf die Beine stellt – dafür dann aber so richtig groß. „Die kleine Hexe“ sollte es diesmal sein, erzählt in Form von Tänzen unterschiedlicher Gruppen und eines Kinderchores. Und dann – kam Corona. Plötzlich gab es monatelang keine Ballett-, Jazztanz- oder Chorproben mehr. Beide Shows, für die extra die Aula der Essener Waldorfschule angemietet war: verschoben auf unbestimmte Zeit. Das war im Frühjahr 2020.

Aufführung um zwei Jahre verschoben

Mittlerweile ist auch in der Ballett- und Musikschule am Laubenweg wieder Normalität eingekehrt – wenn auch noch lange Zeit mit Masken beim Training. Doch das hielt die meisten Kinder und Jugendlichen nicht vom Tanzen ab. Um so glücklicher waren Ballettschulleiterin Angèle Spieß-Hoffmann, Musikschulleiter Christoph Tersek, die Tanzlehrerinnen Sara Camatta und Jasmin Amara und nicht zuletzt die jungen Tänzer*innen, dass die Aufführungen nun mit zwei Jahren Verspätung doch endlich stattfinden konnten. „Wir mussten sehr viel ändern, weil die meisten Kinder aus Kostümen und Tänzen herausgewachsen waren“, erzählt Angèle Spieß-Hoffmann. Neue Kindertanzgruppen waren in der Zwischenzeit entstanden, aus Kindern wurden Jugendliche. Manche Gruppe löste sich auf, wurde neu zusammengewürfelt oder vergrößert.

Neue Proben, neue Kostüme

So wurde seit dem Frühherbst 2021 nochmal neu geprobt: Die einstigen Gaukler übten jetzt beispielsweise den Tanz der Raben, die früheren Dorfmädchen studierten die Feuerchoreografie ein. Die liebevoll angefertigten, farbenfrohen Kostüme wurden umgeschneidert und neu vergeben. Insgesamt 14 Gruppen mit Kindern, Jugendlichen und auch einigen Erwachsenen, eine Altersspanne von vier bis 34 Jahren, waren dabei, als in der Waldorfschule kurz vor den Sommerferien endlich der Vorhang aufging.

Seerosen, Frösche und Schwäne

Mit ihrem Raben Abraxas übte die kleine Hexe fleißig das Zaubern, um in der lang ersehnten Walpurgisnacht mit den anderen Hexen mithalten zu können und ihnen zu zeigen, was sie, die jüngste unter ihnen, alles konnte: Sie kontrollierte die Regentropfen und den Schnee, dargestellt von einigen der allerjüngsten Tänzerinnen der Ballettschule. Auch die trippelnden Ameisen oder die hüpfenden Frösche verzückten das Publikum mit ihrem hohem Niedlichkeitsfaktor. So bekam man einen Eindruck davon, wie erste Ballettschritte aussehen und was man im Laufe der Trainingsjahre alles dazulernen kann: Die Darbietungen reichten von sich wiegenden Seerosen und schwungvollen Folkloretänzen bis hin zu coolen Jazzchoreografien, anspruchsvollen Feuer- und Hexenauftritten (mit Besen) und Schwänen in klassischen, weißen Tutus, natürlich auf Spitze.

Freude am Tanzen ist geblieben

Die Vorlage des bekannten Kinderbuchs von Otfried Preußler wurde für die Ballettversion natürlich ein wenig angepasst, um für jede Gruppe einen Platz in der Aufführung zu finden. Christoph Tersek hatte außerdem passende Lieder für seinen kleinen, aber feinen Kinderchor komponiert, und zwischen Tanz- und Gesangsszenen führte Emilian Tersek als sympathischer Erzähler durch die Geschichte. Zwei rundum gelungene Ballettnachmittage, auf die die Kinder und Jugendlichen wirklich lange warten mussten – umso schöner, dass sie endlich zeigen konnten, dass Corona zwar vieles lahmgelegt hat, aber nicht die Freude am Tanzen.

Fotos: Ingo Rappers