Der Schatzgräberbrunnen
Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
Foto oben: Ansichtskarte von 1913
Fürsorgliche Margarethe Krupp
Margarethe Krupp soll der ausgleichende Part der Eheleute Krupp gewesen sein. Friedrich Alfried Krupp wurde in seinen späten Lebensjahren als rechthaberisch und unverträglich beschrieben. Dies soll Margarethe durch ihre fürsorgliche und warmherzige Art ausgeglichen haben. Sie engagierte sich sehr stark in der Kruppschen Wohlfahrtspflege. Verschiedene Stiftungen stattete sie mit viel Geld aus, so auch die Stiftung, die die Margarethenhöhe bauen und bewahren sollte.
Diese Stiftung wurde 1906 eingerichtet und zum 1. Januar 1909 wurde der gesuchte Architekt von der Stadt Essen, als Stiftungs-Empfänger und Nutznießer der neuen Kolonie, angestellt. Der Vorstand der Stiftung oblag ja zu dem Zeitpunkt noch dem Oberbürgermeister der Stadt, das änderte sich erst später.
Baubeginn und Krupp-Jubiläum
1910 war Baubeginn und 1911 zogen die ersten Mieter ein. 1912 waren die Häuser an den Längsseiten am Kleinen Markt fertiggestellt, ebenso die Gebäude für den Konsum und das Gasthaus. Während dieser Bauphase stand das 100-jährige Jubiläum des Kruppschen Unternehmens an. Die Stadt wollte sich für das große Geschenk einer neuen Siedlung bedanken und bat den Architekten Georg Metzendorf, einen Brunnen zu entwerfen, der dann von dem Bildhauer Joseph Enseling gestaltet und auf dem Markt aufgestellt werden sollte.
Soziale Motive und Sommerburg-Sage
Der „Schatzgräberbrunnen“, wie er seitdem heißt, wurde am 20. Juli 1912 offiziell durch Oberbürgermeister Holle eingeweiht und zu Ehren von Margarethe Krupp übergeben.
Die eingemeißelte Metapher „Grabet Schätze nicht mit Spaten, sucht sie in edlen Taten“ sollte ein Hinweis auf die sozialen Motive der Stiftungsgründerin sein. Der Spruch bezieht sich ebenfalls auf die Sage über die Sommerburg, die ja hier im Siedlungsgebiet gelegen hatte.
Mit Spaten und Spindel
Auf dem Kopf des Brunnens sitzt eine Putte, die einen Spaten und eine Spindel in ihren Händen hält. Auch diese Symbole beziehen sich auf die Sommerburg-Sage. (Der Wortlaut der Sage steht hier als Notiz auf meiner Seite.) Das obere Wasserbecken wird durch vier Wasserspeier haltende Putten getragen.
Kleines Wasserbecken
Unterhalb des Hauptbeckens, an der dem Konsum-Gebäude zugewandten Seite, war ein kleines Wasserbecken angeschlossen. Wasserspeier, die aus dem Hauptbecken gespeist wurden, bedienten dieses Becken. Es wurde sehr gerne von Tieren und kleineren Kindern angenommen.
In den 1960er Jahren wurden die Wasserspeier zu diesem kleinen Becken verschlossen und das „Ableger-Becken“ mit Beton zugegossen. Die Gründe sind unklar aber denkbar als unnütz und kostensparend anzusehen.
Relief: Schwanenmama mit Küken
Oberhalb des „Ableger-Beckens“ existierte eine Wand-Relief, das eine Schwanenmutter mit ihren Küken zeigt. Auch dieses Relief wurde von Joseph Enseling geschaffen. Es existiert heute noch. Gerne wird dieses Motiv mit der Erklärung verbunden, dass es den Fürsorge-Gedanken der Stifterin ausdrücken soll.
Viele Jahre plätscherte das Wasser von den oberen Becken und den wasserspeienden Putten in das untere Hauptbecken und den Ableger. Seit längerer Zeit bleibt der Brunnen nun trocken. Mehr dazu hier in der Rubrik „Aktuelles“.
Anzumerken bleibt noch, dass für die Figur des Knaben auf der Brunnenspitze der Sohn von Georg Metzendorf Modell gestanden hat. Weiter kann ich noch anmerken, dass diese Figur, die den Brunnen krönt, in den 20er Jahren kurzzeitig mit Blickrichtung zum Konsum statt Richtung Gasthaus installiert war, da habe ich noch ein historisches Foto dazu. Im zweiten Weltkrieg wurden die Widmungsplakette von 1912 aus Bronze und die Inschrift „Grabt Schätze…“, die aus Metall-Lettern bestand, entfernt. Dies geschah wohl, um die begehrten, „kriegswichtigen“ Metalle zu sammeln.
Dei heimatgeschichtlichen Beiträge von Herrn Kaschulla sind gerade für die Gästeführenden der Bürgerschaft von großem Interesse.
Vielen Dank für diesen Kommentar, das macht Mut, weiterzumachen.