Der Kleine Markt
Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
Bau und Einweihung
1912 wurden die Häuser am kleinen Markt einschließlich Krupp-Konsum, Gaststätte Margarethenhöhe, Bäckerei, Metzgerei und Friseur-Geschäft fertiggestellt. Zu dieser Zeit wurde der von Joseph Enseling im Auftrag der Stadt Essen geschaffene Brunnen eingeweiht. Der Brunnen wurde zu Ehren der Stifterin Margarethe Krupp auf dem Platz aufgestellt.
1913 erhielt der Platz offiziell den Namen „Kleiner Markt“ (siehe auch Artikel „Der Kleine Markt und sein Name“).
Der Platz wurde von da an für eine Vielzahl von Veranstaltung genutzt, die auch über die Zeit des Ersten Weltkrieges bis hin zum Zweiten Weltkrieg stattfanden.
„Bretterbuden“
Die Raumflächen zwischen den Säulen unter den Arkaden, die den Platz säumten, waren eigentlich dafür vorgesehen, hier so genannte Markthallen einzurichten, doch dieser Gedanke wurde niemals dauerhaft umgesetzt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden hier mit Hilfe von Brettern provisorische Verkaufsräume geschaffen, da die Verkaufsräume in den Gebäuden größtenteils zerstört waren.
Verschiedene Geschäftsleute richteten sich hier ein:
- Familie Platte: Kohlen
- Familie Salzmann: Farben
- Familie Wichterich: Gemüse
- Familie Klauenberg: Transport
- Familie Schellhorn: Milch in einem der Rondelle
Als später Geschäftsräume wieder verfügbar wurden, verschwanden die „Bretterbuden“, die Händler bezogen wieder reguläre Verkaufsräume.
Erster Wochenmarkt
1947 am 15. September fand der erste Wochenmarkt mit 18 Ständen statt, den Heinrich Verdong angeregt und durchgesetzt hatte. Die Margarethenhöhe hatte Marktrecht bekommen.
Nachdem die provisorischen Verkaufsräume (die „Bretterbuden unter den Arkaden“) aufgelöst und abgebaut waren und 1947 ein wiederkehrender Wochenmarkt eingerichtet war, wurden mit Sicht auf den Krupp’schen-Konsum rechts von der Treppe vom Marktmeister die Marktstände aufbewahrt. Der Marktmeister stellte diese für die Märkte/Händler auf und räumte sie auch wieder ab.
Reinigung und Toiletten
Ein städtischer Reinigungsdienst (heute EBE) reinigte regelmäßig nach Schluss des Marktes den Platz und entsorgte die Abfälle. Es wurden für den Markttag auch große Container für Abfälle aufgestellt.
Was fehlte, war eine Toilette und Waschmöglichkeiten für die Händler und die Marktbesucher.
1956 erhielt der Architekt Fierenkothen den Auftrag, den Platz „ansehnlicher“ zu gestalten. Die marode gewordenen Arkaden mit den zwischenzeitlich mit Zinkblech versehenen Dächern wurden entfernt und eine Toilettenanlage wurde eingebaut.
Diese wurden aber nur an Markttagen zur Marktzeit geöffnet.
1994 wurden dann mit lokalen Handwerksunternehmen die Arkaden-Dächer in Abstimmung mit der
Denkmalbehörde neu aufgebaut.
Toiletten
Die Situation bei den Toiletten blieb bestehen wie sie war, ein Stadtrats-Beschluss vom Dezember 1993 ließ keine Renovierung, Öffnung und regelmäßige Reinigung aufgrund der finanziellen Lage der Stadt zu.
2016 entschließt sich die Margarethe-Krupp-Stiftung, die sanitären Anlagen auf Ihre Kosten komplett zu sanieren. Die Anlagen blieben aber weiterhin für die Öffentlichkeit geschlossen. Während der Marktzeiten, bei Führungen im Stadtteil für die Besuchergruppen des Ruhrmuseums und der Bürgerschaft sowie für die Gruppen der Stadtrundfahrten können sie mittels ausgegebenen Schlüsseln an die Fremdenführer geöffnet werden.
Anmerkung des Verfassers: Leider ist die Schließanlage nicht an das Euroschlüssel-System des CFB-Darmstadt angeschlossen, dem sich bereits über 12.000 Toilettenbetreiber in Deutschland und in Europa angeschlossen haben (z.B. auch Tank und Rast an den Autobahnen). Zumindest Menschen mit Behinderungen könnten solch einen speziellen Schlüssel bekommen, der Landes- und Europaweit Behinderten Toiletten öffnen kann (www.cbf-da.de).
Brunnen
Der Brunnen hatte viele Jahre einen „Ableger“ am Fuße des Brunnens auf der Seite, die zum Krupp’schen-Konsum weist. Hier existierte ein kleines Becken, das ebenfalls mit Wasser versorgt wurde. Das war toll für Kinder und Tiere.
Die Seitenwand des unteren Brunnenkranzes zierten und zieren Reliefs, die einen Schwan mit seinen Jungen darstellen, gefertigt ebenfalls von Joseph Enseling. Diese existieren noch, doch das Becken wurde mit Beton ausgegossen und verfüllt.
Das Postkartenmotiv wurde Ende der 70er Jahre aufgenommen und vom damaligen Papier- und Tabakhändler Wesseling im Laubenweg 15/17 drucken lassen.
Schwarzweißfotos (Anfang 50er Jahre): Heinz Kaschulla/Familie
Da kann ich mich anschließen. Ich finde es wirklich schrecklich, zu sehen, dass der schöne Brunnen auf dem kleinen Markt ringsherum mit Autos zugepflastert wird und ohne jedes Gespür bis direkt an die Stufe des Brunnens geparkt wird. Besuchergruppen können den den Markt kaum richtig sehen oder fotografieren. Vielleicht wäre es möglich eine Sperrfläche von ca. drei Metern um den Brunnen aufzubringen…Autos der Hotelgäste könnten auch in der hoteleigenen Tiefgarage stehen.
Ein ähnliches Problem gibt es am Giebelplatz, der ja demnächst seitens der Stadt Essen mit Fördermitteln aufbereitet werden soll.Auch da könnte man mit einer Sperrfläche das Parken bis an die Stufen des Denkmals verhindern.
Auch ich bin auf der Höhe aufgewachsen. Noch heute liebe ich diesen Platz. Aber es tut mir in der Seele
weh zu sehen, was nicht nur aus dem wunderschönen Marktplatz geworden ist- . Kaum noch Stände an den „Markttagen“, kein buntes Marktleben. An normalen Tagen dient er als Parkplatz für den fahrbaren Untersatz. Traurig.
Überhaupt- die parkenden Autos, selbst in den lauschigsten, schmalsten Straßen, sind einfach nicht passend, für eine Siedlung, die denkmalgeschützt und eine Touristenattraktion sein will. Ich lebe in Hamburg. Auch hier gab es
Probleme, in ähnlich idyllischen Stadtteilen. Ein Parkrecht mit Parkausweis für die Anwohner, und teure Parkgebühren für die Anderen haben die Situation spürbar verbessert. Ganz besonders für die Menschen
die dort leben.
arkrech
Siedlung die Denkmalschutz