Der Giebelplatz
Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
Foto oben: Giebelplatz, ca. 1920
Wo sich Laubenweg und Waldlehne kreuzen
Margarethe Krupp hatte 1906 eine Stiftung eingerichtet, die den Bau einer Siedlung zwar für die Führungskräfte des Krupp-Konzerns, aber auch für die der Stadtverwaltung oder sonstige Bürger finanzieren sollte. Der Architekt Georg Metzendorf konnte gewonnen werden, diese umfangreiche Aufgabe zu realisieren. 1909 von der Stadt Essen angestellt, wurde das erste Haus von (zu der Zeit noch nicht geplanten) 29 Bauabschnitten bereits 1910 eingeweiht.
Die Siedlung wuchs und der Giebelplatz, der mit dem fünften Bauabschnitt realisiert werden sollte, verband die Straßen Waldlehne und Laubenweg (zu der Zeit noch als Talweg bezeichnet). Der Laubenweg erhielt von der Stadtverwaltung die Namenswidmung im Jahr 1913, die Waldlehne folgte 1914.
Bürger gaben dem Platz seinen Namen
Der Kreuzungspunkt dieser beiden Straßen wurde von den Bewohnern der Margarethenhöhe von Anfang an Giebelplatz genannt, weil die acht Häuser, die diesen Platz einrahmten, besonders gestaltete und aufeinander abgestimmte Giebel bekommen hatten. Doch erst 2002 wurde auf stetigen Druck der Bürger des Stadtteils dem Platz die offizielle Bezeichnung „Giebelplatz“ von der Stadtverwaltung zuerkannt.
Der Giebelplatz war seit 1914 immer besonders gestaltet worden. Die acht Häuser bildeten den großen Rahmen. Zwischen den zwei Häusern an jeder Ecke wurden diese jeweils mit einer Mauer verbunden, in die eine Nische eingebaut war. Diese ergaben mit den dort eingerichteten Sitzbänken wunderbare Ruheorte. Ebenfalls an allen vier Ecken waren Bäume gepflanzt, die im Sommer den sich hier erholenden Menschen Schatten spendeten. Noch in den 1920er Jahren waren die Pflanzstellen der Bäume in jeder Ecke des Platzes mit kleinen Hecken verbunden, die aber bereits in den 1930er Jahren nicht mehr existierten.
Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege
1929, anlässlich der Eröffnung der Großen Ruhrländischen Gartenbau-Ausstellung – kurz GRUGA, wurde dort eine große Stele aufgestellt, die aber für eine Aufstellung auf dem Giebelplatz vorgesehen war. Nach Ende der Ausstellung zog die Stele dann zum Giebelplatz um und wurde dort am 2. Februar 1930 als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1914-1918) eingeweiht.
In diesem Krieg waren unter den unsäglich vielen Toten ebenfalls 61 Bürger der Margarethenhöhe. Das Ehrenmal wurde mit Gedenktafeln ausgestattet, eine Tafel davon erinnert an das Drama des Krieges, drei
weitere Tafeln tragen die Nahmen der Getöteten.
Leider gab es dann nochmals einen Krieg, in dem viele Menschen starben. Um diese nicht aus der Erinnerung zu verlieren, schuf der auf der Margarethenhöhe lebende Folkwangschüler, Grafiker und Maler Fried Theisen eine weitere Gedenktafel, die ebenfalls auf dem Ehrenmal einen Platz fand.
Hallo Herr Kaschulla,
die Margarethe Krupp-Stiftung wurde im Jahr 1906 von Margarethe Krupp errichtet. Lt. Stiftungsurkunde sollte gesunder und bezahlbarer Wohnraum für die „minderbemittelte Klasse“ geschaffen werden. Die Angehörigen der Kruppschen Werke sollten „angemessen“ berücksichtigt werden. Die Margarethenhöhe sollte nie eine Siedlung für die Führungskräfte des Krupp-Konzerns oder der Stadtverwaltung sein…
Mit besten Grüßen
Manfred Raub
Hallo Herr Raub,
vielen Dank für den freundlichen Hinweis auf meinen Tipp-Fehler. Ist schon korrigiert auf 1906.
Nun, die zu der damaligen Zeit als „minderbemittelte Klasse“ bezeichnete Bevölkerungsgruppe waren keine Menschen, die gar kein Einkommen oder Zurechtkommen hatten, sondern schon eine im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung solide Bezahlung bekamen. Aber eben nicht soviel, dass sie davon Geld zum Bau eines Hauses ansparen konnten.
In dieser Gruppe waren sehr oft „Beamte und Angestellte“ zu finden.
Unter anderem wird auch in der Dissertation von Andreas Heldrich „Die Margarethenhöhe Essen“ – Architekt und Auftraggeber vor dem Hintergrund der Kommunalpolitik Essen und der Firmenpolitik Krupp zwischen 1886 und 1914 – beschrieben, dass die Siedlung Margarethenhöhe für diese Gruppe gebaut wurde. Ich bin sicher, dass angenommen werden darf, dass Menschen in diesen Berufspositionen nicht der Arbeiterschicht, sondern schon der Führungsebene angehörten.
Sehr geehrter Herr Kaschulla, gibt es noch aktuellere Fotos vom Giebelplatz? Wir haben von 1950-1975ca in der Waldlehne 80 gewohnt dh zum Schluss nur noch meine Mutter aber genaues weiß ich nicht mehr.
Vielleicht antworten Sie mir mal
Mit freundlichen Grüßen
Ruth Lang
Liebe Frau Lang,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Aktuellere Fotos vom Giebelplatz gibt es bestimmt, wie heute immer: die stehen im Internet, doch damit will ich es nicht so stehen lassen.
Aktuell wird seit einigen Jahren der Giebelplatz aufgrund der unglücklichen Parksituation im gesamten Stadttteil so zugeparkt, dass Fotos nicht unbedingt den Platz darstellen können.
Das wird sich aber in Zukunft ändern, denn eine Umgestaltung des Giebelplatzes steht an.
Dazu gabt es vor kurzen Berichte in der Tagespresse, auch mit Fotos.
Dann werden (hoffentlich) auch wieder Fotos ansehnlich werden.
Alles gute für Sie
Heinz Kaschulla