Bauer Barkhoff und Hülsmannshof
Heinz Kaschulla
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
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Gaststätten als Treffpunkt
In der Vergangenheit waren Gaststätten und Wirtschaften verbreiteter als heute, wo beinahe jede Gaststätte in ein Restaurant umgewandelt wird. Gaststätten und Wirtschaften waren und sind, sofern es sie noch gibt, Treffpunkte der Bewohner eines Stadtteils. Vereine treffen sich dort zu Aussprachen, Nachbarn zum Gespräch, arbeitende Menschen schalten hier auf ihrem Weg nach Hause etwas ab, die Nachbarn feiern Karneval oder Oldie Night.
Scharrenhülshof seit 1344
Der Hof hieß früher Scharrenhülshof. Theodor Hülsmann hatte ihn vom Abt aus Werden freigekauft. 1904 kaufte Margarethe Krupp, neben anderen Ländereien, auch diesen Hof auf. Theodor Hülsmann blieb als Pächter auf dem Hof mit seinen Ländereien. Nachdem Theodor Hülsmann 1910 seinem Neffen Wilhelm Barkhoff den Hof übergeben hatte, wurde dieser zu „Hof Barkhoff“, später besser bekannt als „Gasthaus Bauer Barkhoff“.
Kaffee-Garten
Durch den Wegfall der Wirtschaftsflächen der Landwirtschaft durch die Bebauung mit Häusern der entstehenden Siedlung richtete Wilhelm Barkhoff 1925 auf Anraten von Georg Metzendorf auf dem Hof eine Ausflugsgaststätte mit Kaffee-Garten ein. Der Kaffee-Garten Bauer Barkhoff lag und liegt im Lehnsgrund 14a. Als es den Lehnsgrund noch nicht gab, wurde der Hof unter der Adresse Sommerburgstraße 38a geführt.
Fahrten mit dem Ponywagen
In der freien Zeit, damals normalerweise nur am Wochenende, an Feiertagen oder in den Ferien, wurden Gaststätte und Kaffee-Garten gerne besucht, später, als Barkhoff die Schankerlaubnis für alkoholische Getränke erhielt, auch der Biergarten. In dieser Zeit hatte Barkhoff viele Ideen, seine Gäste zu erfreuen: Affen, Ziegen, Schafe, verschiedenes Geflügel und Ponys standen den Gästen zur Verfügung. Es wurden auch Fahrten mit dem Pony-Wagen angeboten und vieles mehr.
Parkplatz und Remise
1936 wurde die Scheune niedergelegt, da es keine Felder mehr zu bewirtschaften gab. Sie hatte ihre Aufgaben verloren. An dieser Stelle wurde ein Parkplatz eingerichtet, den es nach weiteren Um- und Ausbauten heute noch gibt.
Für das Unterstellen der Kutsche und weiterer benötigter Gerätschaften wurde eine einfache Remise gebaut an der Stelle, wo heute der Außen-Ausschank steht. Auf dem Dach dieser Remise entstand dann eine Erweiterung des Kaffee-Gartens.
Ziegen-Freigehege und Krippen-Szene
Dort, wo einst die Scheune stand, also im hinteren Teil des Parkplatzes, wurde ein Freigehege für Ziegen eingerichtet. An dem üblichen Holzzaun mit den Halbrund-Holzlatten stellten sich die Ziegen gerne hoch und man konnte sie füttern.
Am nördlichen Ende des Hofgrundstücks gab es eine offene Blockhütte als Unterstand für hier weidende Schafe und Heidschnucken. Zur Weihnachtszeit wurde in diesem Unterstand eine Krippen-Szene aufgebaut und die fast lebensgroßen Figuren und das gesamte Arrangement beleuchtet präsentiert.
Im Laufe der Zeit, als die Ponys zu den Schafen hier untergebracht wurden, wanderte die Krippen-Szene dann auf die große Wiese unter die Obstbäume in die Nähe des Teiches mit Enten und Gänsen.
Rhesus-Äffchen und Barry, der Bernhardiner
Barkhoff hatte aber noch andere Ideen. In einen Käfig, der sich an der Stirnseite des Haupthauses bei der später abgerissenen Scheune befand, setzte er Rhesus-Äffchen. Boss dieser Rhesus-Äffchen war „Jakob“. Jakob erwischte alles, was in seine Nähe kam – manchmal waren auch Hüte der Damen oder sogar Perücken dabei.
An der Stelle, wo das Haupthaus an den Anbau grenzte, der beim Teich stand und steht, befand sich außerdem ein großer Käfig, in dem Barry, ein riesiger Bernhardiner-Hund eingesperrt war. Später zogen hier die Äffchen ein. Käfig und Äffchen gab es auch noch in den 1950er Jahren, ich habe sie noch selbst gesehen. Als die Äffchen nicht mehr da waren, bewohnten Zwerghasen und Meerschweinchen den Käfig.
Mehrere Generationen Barkhoff
Wilhelm Barkhoff erlitt 1927 einen Schlaganfall, die Folge war eine halbseitige Lähmung. Von 1950 bis 1984 führte sein Sohn Johannes Barkhoff die Geschäfte des Hofes und der Gaststätte.
1952 wurde der Gastraum auf das Doppelte erweitert, um die Gäste, die immer mehr wurden, bewirten zu können. Am 9. Februar 1952 fand die Eröffnung statt. 1960 erfolgte ein größerer Umbau, bei dem der von Will Lammert 1926 entworfene und in der Keramischen Werkstatt Margarethenhöhe gefertigte, mit Tierfiguren geschmückte Kachelofen zerstört wurde. Meine eigenen Erinnerungen und die von einer Vielzahl befragter „alter“ Margarethenhöhe-Bewohner (Freunde und Bekannte) stimmen dem Zeitpunkt der Zerstörung zu, die Angaben an anderen Stellen scheinen nicht richtig zu sein. 1984 verstarb Johannes Barkhoff. Wilhelm Barkhoff übergab in Folge seinem Sohn Franz Barkhoff den Hof mit Gaststätten-Betrieb.
Familienfeiern und Abende am Kamin
Viele Geburtstage (z.B. mein 40., 50. und 60.) und Familienfeste haben wir hier gefeiert – sowohl in der Bauernstube (links von der Eingangstür liegend), dem Jagdzimmer (hinter der kleinen Treppe zum Anbau) oder im erweiterten Anbau (in L-Form neben und hinter dem Jagdzimmer). Stammtische unterschiedlicher Gruppen und Vereine fanden hier statt, ebenso Skat- und Knobelrunden. Im Winter waren wir alle froh, uns am offenen Feuer des Kamins, der im höher gelegenen Gastraum brannte, zu wärmen und unsere nassen Handschuhe und Mützen zu trocknen. Auch in der Bauernstube befand sich ein offener Kamin, der eine wohltuende Wärme und eine angenehme Atmosphäre bei Feiern verbreitete. Es gab auch keine Probleme, mal nur auf ein Bier oder einen Kaffee vorbei zu kommen – man war willkommen.
Denkmalschutz und Sanierung
1987 wurde das Hofgebäude unter Denkmalschutz gestellt. 1997 war dann Schluss mit Bauer Barkhoff: Der Pachtvertrag lief am 31. Dezember 1996 aus und wurde nicht verlängert. Franz Barkhoff gab auf.
Am 1. Juli 1998 erfolgte nach einer Grundsanierung des alten Hofgebäudes und des Geländes durch die Margarethe Krupp-Stiftung die Neueröffnung als Restaurant Hülsmannshof. Bei der Sanierung wurde der alte Brunnen, der sich im eigentlichen Gastraum befand, wiedergefunden und freigelegt und kann dort betrachtet werden.
Auf dem First des Haupthauses war ein Wagenrad befestigt, zumindest seit den 1930er Jahren, das auch in den 1950er Jahren dort zu sehen war. Viele Jahre nisteten dort immer wiederkehrende Weißstörche, die mit ihrem Geklapper viele Menschen anzogen.
Das Foto mit dem Storchen-Rad stammt aus meiner Familie und wurde dem Pächter des Hülsmannshofes von mir zur Verfügung gestellt. Auf der Homepage des Restaurants ist es dort im Kapitel Historisch verlinkt.
Heinz Kaschulla lebt seit über 70 Jahren auf der Margarethenhöhe. Er trägt persönliche Erinnerungen und historische Fakten über seinen Heimatstadtteil zusammen - für sich selbst, seine Kinder und Enkelkinder. Und auch für diesen Blog stellt er seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung.
Hallo Herr Käschulla,
ich find’s den Bericht über die Margarethenhöhe sehr schön.
Ich bin im Lehnsgrund 9 geboren, meine Mutter auch.
Meine Oma war eine der ersten Mieter vom Lehnsgrund 9. Sie war Schneidermeisterin auf der Margarethenhöhe. Als Kind bin ich auch gerne mit dem ponywagen gefahren. Jetzt bin ich 74Jahre.
Ich habe gerade den Film über die Margarethenhöhe auf WDR gesehen. Alles prima.
Ich bin nur erstaunt,dass mit keinem Wort oder Bild der wunderschöne „Hülsmannshof“ bzw. früher „ Bauer Barkhoff „ erwähnt wurde. Das ist ja nun wirklich ein fester Bestandteil der MARGARETHENHÖHE und immer wieder einen Ausflug wert.
Mit freundlichen Grüßen, Monika Graf,geb. BARKHOFF
Liebe Frau Graf, falls sie noch alte Fotos von „Bauer Barkhoff“ besitzen und bereit wären, mir mit diesen oder mit Ablichtungen davon meine Sammlung zu unterstützen, wäre ich sehr glücklich.
Vielleicht lassen Sie mir dann eine Nachricht zukommen?
Vielen Dank im Voraus.
Heinz Kaschulla
Haben Sie Erkenntnisse über den “ Krampe Hof “ vor und nach dem Krieg ?