Ballett- und Musikschule wird 20 Jahre
Früher wurden hier Briefe gestempelt, heute hört man Klaviermusik und Gesang durch geöffnete Fenster an der Metzendorfstraße 50, und Kinder in Ballettröckchen gehen aus und ein: Die Ballett- und Musikschule Margarethenhöhe feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen in den Räumen der ehemaligen Post. Angèle Spieß-Hoffmann und Christoph Tersek und ihre Mitarbeitenden unterrichten zusammen mehr als 400 Schülerinnen und Schüler, viele kommen von der Margarethenhöhe. „Wir freuen uns so sehr, dass wir es geschafft haben, Tanz und Musik hier an einem Ort zusammen zu bringen“, sagt Angèle Spieß-Hoffmann, „das passt ja auch einfach perfekt zum Folkwang-Gedanken.“
Von Folkwang zur Margarethenhöhe
An der Folkwang Hochschule habe schließlich alles angefangen: Angèle Spieß-Hoffmann studierte hier klassischen und modernen Tanz, war Schülerin von Pina Bausch und Hans Züllig und konzentrierte sich zunächst auf Bühnentanz, bis sie 1975 ihre erste eigene Ballettschule in Kupferdreh eröffnete. „Damals war das eine der ersten in Essen“, erzählt sie. Diese gab sie nach Geburt des dritten Kindes auf, arbeitete aber weiter als selbstständige Tanzpädagogin. Ihre Tochter Anna zog es später ebenfalls an die Folkwang Hochschule, und sie lernte Christoph Tersek kennen. „Ich hatte schon mit 17 Jahren Klavier unterrichtet, wollte aber immer schon Operngesang studieren“, erzählt er. Eine Bühnenkarriere strebte er allerdings nach der Familiengründung nicht an. Mit seiner Frau Anna zog er auf die Margarethenhöhe – in die Wohnung schräg über der ehemaligen Post an der Metzendorfstraße.
Familienbetrieb in der ehemaligen Post
„Die Filiale hatte damals gerade erst zu gemacht, und ich war auf der Suche nach Unterrichtsräumen“, so Christoph Tersek. Zusammen mit Schwiegermama Angèle Spieß-Hoffmann entstand die Idee, die Räume zu mieten und einen Familienbetrieb aufzumachen: sie Ballett, er Musik, beides unter einem Dach. Die Margarethe Krupp-Stiftung habe die Idee unterstützt, alles umgebaut, einen zusätzlichen kleinen Raum geschaffen und schallisolierte Türen eingesetzt. „Einiges haben wir auch selbst gemacht an Schallschutz, und auch ein spezieller Tanzboden musste ja verlegt werden“, sagt Angèle Spieß-Hoffmann. Und so eröffnete im Mai 2004 die Ballett- und Musikschule auf der Margarethenhöhe.
Zusätzliche Räume und Lehrer:innen
„Und es lief von Anfang an“, sagen beide. Immer mehr Schülerinnen und Schüler seien gekommen, nicht nur von der Margarethenhöhe. Inzwischen gibt es Ballett- und Jazztanz für fast alle Altersklassen – die jüngsten Ballettkinder sind gerade mal vier Jahre alt, Angèle Tochter Sara unterrichtet ebenfalls, eine zusätzliche Ballettlehrerin betreut schon seit Jahren zusätzliche Kurse. Auch Christoph Tersek bewältigt seinen Schüleransturm nicht allein – um die 15 freie Musiklehrer:innen beschäftigt er, damit Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene singen oder Instrumente wie Klavier, Geige, Cello, Gitarre oder Querflöte lernen können. Einen zusätzlichen Unterrichtsraum an der Metzendorfstraße hat er angemietet, in der Musikschule selbst hat er zwei Räume und manchmal auch den Ballettsaal zur Verfügung. Musikalische Früherziehung und Gruppen für Kleinkinder ergänzen das Angebot.
Große Aufführungen alle drei Jahre
Schon immer hat die Ballett- und Musikschule regelmäßige, große Aufführungen auf der Bühne der Essener Waldorfschule organisiert, die erste war 2006 „Prinzessin Huschend“. Traditionell tanzen alle Gruppen gemeinsam eine Geschichte, die Musikschüler wirken teils als Chor mit, und die Kostüme näht Angèle Spieß-Hoffmann jedesmal selbst. Die nächste Aufführung steht im Sommer 2025 an. „Der anfangs Zwei-, später Dreijahresrhythmus hat sich durch Corona ein bisschen verschoben“, so die Tanzpädagogin. Das lange geprobte Stück „Die kleine Hexe“ konnte statt 2020 erst im Jahr 2022 aufgeführt werden – kleine Ballettkinder hatten sich inzwischen weiterentwickelt, ältere Jugendliche hatten Abitur gemacht und weggezogen – so musste alles neu geprobt werden. Doch das sei nicht die eigentliche Herausforderung der Pandemie gewesen, so Angèle Spieß-Hoffmann: „Corona war heftig, Online-Unterricht sehr schwierig, und trotzdem haben uns so viele Familien die Treue gehalten und einfach die Beiträge weiterbezahlt.“
Tag der offenen Tür am 4. Mai
Auch deshalb kann die Ballett- und Musikschule jetzt ihr 20-jähriges Bestehen feiern und lädt dazu alle Menschen zum Tag der offenen Tür ein: Am Samstag, 4. Mai, sind die Räume an der Metzendorfstraße 50 geöffnet, und von 13.30 bis 17.30 Uhr gibt es zu jeder vollen und halben Stunde kleine Tanz- und Musikdarbietungen. „Jeder, der möchte, kann ganz ungezwungen hereinkommen, zuschauen, reden, etwas trinken“, sagt Angèle Spieß-Hoffmann. „Natürlich können wegen des geringen Platzes nicht viele gleichzeitig zuschauen, aber bei gutem Wetter öffnen wir die Fenster“, sagt sie, und Christoph Tersek ergänzt: „Oder wir schieben einfach das Klavier nach draußen.“
Mehr Infos: Ballett- und Musikschule Margarethenhöhe
Aufführungsfotos „Die kleine Hexe“: Ingo Rappers
Alle anderen Fotos: Tanja Wuschof