Apotheken protestieren am Mittwoch

Apotheken protestieren am Mittwoch

11. Juni 2023 0 Von Sonja Mersch

Die beiden Apotheken auf der Margarethenhöhe sind kaum wegzudenken: Die Sommerburg Apotheke an der Sommerburgstraße und die Margarethen Apotheke am Laubenweg sind wichtige Anlaufstellen für die Menschen hier im Stadtteil. Dennoch machen beide Apotheken am kommenden Mittwoch, 14. Juni, zu. Grund ist ein bundesweiter Protest-Tag, zu dem die Apothekerverbände aufgerufen haben. „Es geht darum, die Politik wachzurütteln und zu zeigen, wie es wäre, wenn es keine Apotheken vor Ort mehr gäbe“ erklärt Apothekerin Ute Brand. Die Apotheken dürften nicht kaputt gespart werden. Ihr und ihrer Kollegin von der Sommerburg Apotheke sei es wichtig, dass die wohnortnahe Gesundheitsversorgung auch in Zukunft erhalten bleibe. „Wir Apotheken sind wichtige Ansprechpartner vor Ort“, sagt Ute Brand. „Wir halten Kontakt zu Ärzten, stellen Arzneimittel her, haben fitte Mitarbeiter am Rechner bei Lieferengpässen – welcher Onlinehändler kann das schon leisten?“

Gründe für den Protest

Genau diese wichtige Arbeit der Apotheken vor Ort sei aber gefährdet: Wegen der Lieferengpässe bei vielen Arzneimitteln müssten die Apothekenteams oft sehr flexibel reagieren, um Patienten schnell versorgen zu können. Das bedeute manchmal, ein anderes Medikament auszuwählen als das, was auf dem Rezept stehe. Das Versorgungssystem stecke aber voller Bürokratie, und bei kleinsten Formfehlern drohten den Apotheken hohe Strafzahlungen an die Krankenkassen. „Da wünschen wir uns eine Vereinfachung“, sagt Ute Brand. Es bedeute ohnehin schon viel Mehrarbeit, die Engpässe abzufedern – eine finanzielle Anerkennung dafür fehle jedoch.

Personal- und Nachwuchsmangel

Zudem hätten Apotheken zunehmend Probleme mit Personal- und Nachwuchsmangel. Sechs Monate habe sie einmal nach einer Pharmazeutisch-Technischen Angestellten (PTA) gesucht, berichtet Ute Brand. Samstagsarbeit und regelmäßige 24-Stunden-Notdienste seien für viele Fachkräfte ebenso abschreckend wie die mangelnde Wertschätzung. Einzig während der Pandemie sei das anders gewesen. „Wir sind nicht im Homeoffice verschwunden, sondern waren jeden Tag für unsere Kunden da“, sagt Ute Brand.

Immer mehr Apotheken schließen

Die Vergütung sei aber grundsätzlich ein Problem. Das Honorar der Apotheken bestehe im Wesentlichen aus einem Festbetrag pro Medikament, der die laufenden Kosten decken soll. Doch obwohl Energie-, Personal- und andere Kosten immer höher werden, sei der Festbetrag seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr angepasst worden. Dies sei nicht nur ungerecht, sondern auch existenzgefährdend, schreibt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), auf ihrem Infoblatt zum Protest-Tag. Tatsächlich hätten in Deutschland zuletzt so viele Apotheken schließen müssen wie nie zuvor: Seit dem Jahr 2000 sei die Zahl bundesweit von 21.592 auf 18.068 gesunken (Stand 2022). Die genauen Zahlen könnt ihr auf der Internetseite der Abda unter Aktuelles/Apothekenlandschaft nachlesen, dort gibt es außerdem weitere Infos zum Protest-Tag.

Kundgebung in Düsseldorf

Die Apothekerinnen von der Margarethenhöhe wollen am Protest-Tag zu einer zentralen Kundgebung nach Düsseldorf fahren, bei der tausende Apotheker*innen erwartet werden. Die Margarethen Apotheke hat daher am 14. Juni komplett geschlossen, in der Sommerburg Apotheke können nur dringende Medikamente geholt werden. Beide Apotheken bitten daher ihre Kunden darum, alle planbaren Besorgungen auf die Tage vor oder nach dem Protest-Tag zu legen.

Wer dann trotzdem noch etwas braucht, muss auf die beiden diensthabenden Notdienst-Apotheken in Bredeney und Frohnhausen ausweichen:

Meisenburg-Apotheke, Bredeneyer Straße 110, Telefon: 412477
Reichsadler-Apotheke, Frohnhauser Straße 232, Telefon 763521

„Für diese beiden Apotheken wird das sicher ein knackiger Tag werden“, fürchtet Ute Brand, auch wenn der Protest-Tag schon auf den verordnungsschwächsten Wochentag gelegt worden sei.

Foto: Tanja Wuschof