Apotheke im Umbaufieber

Apotheke im Umbaufieber

27. Oktober 2020 5 Von Sonja Mersch

Leere Regale, offene Wände, Baulärm: In der Margarethen-Apotheke herrscht zurzeit ein einziges Chaos. Das ist aber beabsichtigt und auch nicht von Dauer: Inhaberin Ute Brand baut um, und das schon seit einigen Wochen. Der Verkaufsraum wird komplett umgestaltet, ebenso Labor und Büro. Herzstück der Apotheke wird ein neuer Automat, der alle Medikamente selbstständig in Regale sortiert – eine enorme Arbeits- und Platzersparnis, erklärt Ute Brand. Der Umbau sei in den verwinkelten Räumlichkeiten am Laubenweg eine echte Herausforderung, zumal im laufenden Betrieb. „Aber ich habe alles gut durchdacht und arbeite mit lokalen Handwerkern zusammen, die mir eine große Hilfe sind, wenn es darum geht, die Arbeiten an den Apothekenbetrieb anzupassen“, sagt die Apothekerin.

Drei Beratungsplätze und eine Kabine

Den Plan, ihre Apotheke zu renovieren, hatte Ute Brand schon länger. Zuletzt hatte sie 2004 eine kleine Beratungsecke eingerichtet, Boden und Elektrik waren Ende der 90er erneuert worden. Die Einrichtung war teils viel älter. Wenn nun bald die neue Arztpraxis am Hohen Weg aufmacht (wir haben von der Baustelle berichtet), rechnet Ute Brand mit deutlich mehr Laufkundschaft und möchte entsprechend vorbereitet sein: „Nach dem Umbau wird es deswegen drei Beratungsplätze geben“, erzählt die Apothekerin. Diese sollen dann oft parallel besetzt sein. Die neuen Tische werden an einer Längsseite des Raums angeordnet und reichen weit in den hinteren Bereich hinein, um genügend Abstand und somit Diskretion zu ermöglichen. Bisher hatte die Theke mit zwei Beratungsplätzen quer gestanden und eine Grenze gebildet zum hinteren Teil, wo die riesigen Apothekerschränke standen. Aber die fliegen jetzt raus.

Damit entsteht Platz für den dritten Beratungsplatz – und der ist sozusagen multifunktional: Zu dem Tisch gehört eine Kabine mit einer Schiebetür, dahinter steht eine Liege. „Dort kann ich dann, vor Blicken geschützt, zum Beispiel Kompressionsstrümpfe anpassen oder impfen“, sagt Ute Brand. Für letzteres lässt sie sich noch entsprechend schulen, „allerdings nicht mehr für diese Saison“, sagt sie.

Automat lagert Arzneimittel ein

Von all diesen Neuerungen sieht man jetzt noch nicht viel: In den vergangenen Wochen wurde erstmal das Büro in einen kleineren Raum mit Blick in den Garten verlegt, das neue Labor, in dem Arzneimittelprüfung und Herstellung stattfinden, hat nun ein Fenster zur Straße. Außerdem wurde ganz hinten in der Apotheke der neue Automat installiert, in den Ute Brand und ihr Team schon fleißig Medikamente einsortiert haben – und das geht so: Die Apothekerin scannt die Verpackung, ein Computer erfasst die Daten. Dann legt sie die Packung in ein Regalfach, und ein Greifarm holt sie sich ab, um sie in einer Rollschrankanlage einzusortieren. Wenn ein Kunde dann ein Mittel kaufen möchte, können die Mitarbeiter es über ein Fließband direkt nach vorne zur Kasse befördern lassen. Hier seht ihr den Automaten in Aktion – beim Einräumen:

Die Lagerung der Medikamente braucht so wesentlich weniger Platz als die bisherigen großen Apothekerschränke mit den langen Schubladen – diese werden jetzt ausgebaut, um Platz für die neue Ladeneinrichtung zu schaffen. Das macht Lärm und Schmutz, und Ute Brand und ihre Mitarbeiter haben ihre bisherigen Verkaufstheken auf Rollen gepackt und rücken immer dorthin, wo gerade kein Handwerker arbeitet. Trotzdem bitten sie die Kunden um Geduld und Verständnis, wenn es in der Apotheke mitunter laut und staubig zugeht. Schon in den nächsten paar Wochen können die Kunden mitverfolgen, wie die neue Einrichtung kommt: Boden und Decke, Licht und Netzwerk, Schränke und Theken, alles neu.

Abholfächer für Medikamente

Zu guter Letzt wird es auch draußen noch eine Neuerung geben, die den Kunden zugute kommt, die es nicht immer zu den normalen Öffnungszeiten schaffen, ihre Medikamente abzuholen: Direkt neben dem digitalen Notdienstschild neben der Eingangstür werden sechs Abholfächer eingebaut, in denen Ute Brand bestellte Medikamente deponieren kann. Mit einem Code kann der Kunde seine Arzneimittel dann nach einem späten Feierabend oder in der Mittagspause aus dem Schließfach holen. „Das geht aber nur mit vorherigem persönlichen Kontakt in der Apotheke“, betont Ute Brand. Das System hat natürlich seine Grenzen – wenn es im Sommer zu heiß oder im Winter zu kalt ist, lassen sich Medikamente nicht im Schließfach lagern, empfindliche Mittel wie etwa Insulin ohnehin nicht.

Zwischen Mitte und Ende November soll der Umbau beendet sein, wenn alles nach Plan läuft. Dann will Ute Brand auch endlich wieder alles in den Regalen haben. „Momentan haben wir wenig Ware vor Ort, aber natürlich können wir alles sofort bestellen“, versichert sie. Der Betrieb laufe weiter – sie könne gar nicht zumachen, allein schon wegen ihres Versorgungsauftrags als Apotheke. Und in wenigen Wochen ist das Chaos dann ja auch wieder vorbei.

Fotos: Tanja Wuschof