Anwohner haben ein Herz für Kröten

Anwohner haben ein Herz für Kröten

31. März 2023 0 Von Sonja Mersch

In den Wäldern rund um die Margarethenhöhe waren in den vergangenen Wochen eine Menge Erdkröten unterwegs – meist nachts oder bei Einbruch der Dämmerung. Leider haben einige dieser Tiere ihre Wanderung nicht überlebt, weil sie von Joggern oder Radfahrern im dunklen Wald schlicht übersehen und aus Versehen plattgemacht wurden. Eine Anwohnerin, die oft im Wald rund um den Halbachhammer unterwegs ist, erzählt: „Teilweise war wirklich der ganze Weg voller Kröten, wenn ich abends nochmal mit dem Hund rausgegangen bin.“ Andere Anwohner berichten ähnliches: „Wenn die Kröten mitten auf dem Weg saßen, um vom Teich in die umliegenden Gebiete zu wandern, haben wir sie oft eingesammelt und rübengetragen, damit ihnen nichts passiert.“

Dennoch war da eine große Unsicherheit, wie man es denn nun richtig macht – darum rief eine Anwohnerin beim NABU an und lud zwei Experten für Amphibienschutz auf die Margarethenhöhe ein. Mehrere Krötenfreunde von der Höhe kamen in den Wald, um Erfahrungen auszutauschen und fachkundigen Rat einzuholen. Cora und Gert Ruhrmann vom NABU Ruhr zeigten sich erfreut über das große Interesse.am Naturschutz vor der Haustür – und begeistert vom großen Teich am Halbachhammer: „Das ist ein super Gewässer“, findet Cora Ruhrmann.

Gefährliche Wanderung

Erdkröten werden bis zu elf Zentimeter groß und gehören zu den häufigsten Amphibienarten in Europa. Sie wandern nach Ende des Frostes zu ihren Laichgewässern, oft lassen sich Männchen schon von einem Weibchen huckepack dorthin tragen. Die Weibchen geben schließlich Laichschnüre ab, die aus 3.000 bis 6.000 Eiern bestehen können. Aber schon die Wanderung zum Wasser ist gefährlich für die Tiere wenn Straßen oder viel genutzte Waldwege dazwischen liegen.

Für Cora Ruhrmann ist völlig klar, dass Kröten und Frösche geschützt gehören – nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aus ökologischer Sicht. Auf der Internet Seite des NABU Ruhr kann man dazu nachlesen: „Amphibien sind Lebewesen unserer Lebensgemeinschaft. Je mehr Arten in dieser Gemeinschaft verknüpft sind, desto stabiler ist das System und kann Umweltveränderungen besser begegnen. Wenn wir keine Amphibien mehr hätten, würden sich andere Arten dezimieren, die mit Amphibien in Verbindung stehen, letztlich wäre auch der Mensch betroffen.“

In Essen, besonders in den südlichen Stadtteilen, gibt es nach Aussagen des NABU Ruhr viele Kröten und Frösche: „Darauf können wir stolz sein, dass wir eine Natur haben, in der die Feuchtlufttiere ihren Lebensbereich finden.“

Schilder helfen nicht viel

Wie lassen sich die Erdkröten in den Wäldern der Margarethenhöhe aber nun wirksam schützen? Mit Hinweisschildern habe man bislang keine guten Erfahrungen gemacht, sagt Cora Ruhrmann: Die städtischen Vorgaben seien so, dass auf den Schildern konkrete Daten und Zeiträume genannt werden müssten. „Aber wir können nie mit Sicherheit sagen, ob die Kröten ab Mitte Februar wandern oder womöglich früher oder später“, so die Amphibienexpertin. „Außerdem haben Schilder überall da, wo wir sie dennoch eingesetzt haben, nichts gebracht. Helfen kann nur der Einsatz des Menschen.“

Kröten über die Straße helfen

Das bedeutet: Zur Zeit der Krötenwanderung aufmerksam durch den Wald gehen, besonders in der Dämmerung, und auf dem Weg sitzenden Tieren vorsichtig auf die andere Seite helfen. „Man kann sie ruhig mit den Händen anfassen“, sagt Cora Ruhrmann. „Handschuhe sind nicht notwendig.“ Sie macht allerdings auch deutlich, dass Kröten sich zwar über Waldweg oder Straße helfen lassen, sich jedoch nicht von ihrem eigentlichen Zielort abbringen lassen werden. „Einer Kröte kann ich nicht sagen: Du wohnst ab heute woanders. Wir werden sie nicht aufhalten, wenn sie irgendwie hinwollen.“

Schutzzäune und Lampen

Eine Möglichkeit, die Wanderung für Kröten sicherer zu gestalten, seien temporär aufgestellte Lampen oder Schutzzäune, von denen es in Essen bereits mehrere gibt. Die Zäune hindern die Tiere daran, viel befahrene Straßen zu überqueren. Sie müssen dann von Helfern auf die andere Seite getragen werden. „Jeder Meter Schutzzaun bedeutet ein Mehr an körperlicher Arbeit“, gibt Cora Ruhrmann zu bedenken, als Anwohner die Möglichkeit eines Zauns diskutieren. „Man müsste sicherstellen, dass ungefähr sechs Wochen lang täglich morgens und abends ehrenamtliche Helfer kommen, um die Kröten einzusammeln.“

Anwohnerinnen und Anwohner wollen mehr tun

Die Saison sei jetzt ohnehin erst einmal vorbei, doch wenn im August die Babykröten losziehen, könne man wieder verstärkt ein Auge darauf haben. Und spätestens zum kommenden Frühjahr ließe sich eine Zaunlösung angehen, wenn gewünscht. Darüber wollen einige Anwohner in nächster Zeit beraten, eventuell auch eine entsprechende Krötenschutzgruppe gründen. Cora Ruhrmann begrüßt das Engagement und verspricht, mit Rat und Tat und Material zur Seite zu stehen.

Wer sich für Krötenschutz auf der Margarethenhöhe interessiert und sich vorstellen kann, in einer Gruppe mitzuhelfen, kann sich bei uns melden: kroeten@diehoehe.de. Wir stellen dann den Kontakt her.

Mehr Infos zu Erdkröten und anderen Amphibien findet ihr auf den Seiten des NABU und beim NABU Ruhr, wo es entsprechende Arbeitsgruppen für die Region gibt.

Foto oben: Tanja Wuschof
Krötenfotos: Privat von einer Anwohnerin