
Achtung, Kröten an der Lührmannstraße!
Vielleicht habt ihr es schon gesehen: Auf der Lührmannstraße in Richtung Gruga sind abends ab Einbruch der Dämmerung Menschen in gelben Warnwesten unterwegs. Sie haben Eimer dabei und sind damit beschäftigt, jeden Abend Hunderten von Kröten und Fröschen über die Straße zu helfen. Denn die Amphibien wandern jetzt in Scharen in Richtung Ententeich – ihres Laichgewässers. „Eine Passantin hatte uns Ende vergangener Woche darauf aufmerksam gemacht“, erzählt Sarah Bölke vom NABU, der auch eine Regionalstelle an der Waldlehne hat. Seitdem ist ein Team aus NABU, den NaturFreunden Essen und engagierten Anwohner:innen im Einsatz an der Lührmannstraße. Gemeinsam haben sie in wenigen Tagen schon mehr als 300 Erdkröten, um die 100 Grasfrösche sowie Bergmolche und einen Teichmolch eingesammelt und auf der anderen Seite im sicheren Wald wieder abgesetzt. „Die Tiere wissen ganz genau, wo sie hinmüssen“, sagen die Krötenfreunde.
Tiere sollen nicht unter die Räder kommen
„Die Kröten kann man ganz leicht mit der Hand hochnehmen“, erzählt Helferin Johanna, „Frösche sind dagegen schon etwas zappeliger.“ Wer möchte, kann Hygienehandschuhe tragen, nötig sei das aber nicht. Im Eimer oder in großen, grünen Tragetaschen warten die Amphibien mehr oder weniger geduldig, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Da es an der Lührmannstraße bislang keine Schutzmaßnahmen wie Krötenzäune oder temporäre Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt, ist dies momentan die einzige Möglichkeit, die Tiere vor dem Tod auf der vielbefahrenen Straße zu bewahren. „Sie sterben ja nicht nur, wenn sie plattgefahren werden“, sagt Johanna, „sondern überleben oft auch den Sog nicht, wenn ein Auto über sie hinwegfährt.“






Schutzmaßnahmen prüfen
Um die Amphibienwanderung im Frühjahr sicherer zu gestalten, will Simon Grundmann, Mitglied bei den Essener NaturFreunden und in der SPD Margarethenhöhe, in der nächsten Sitzung des Umweltausschusses am 1. April eine Anfrage an die Verwaltung stellen. Er möchte wissen, welche aktuellen Erkenntnisse es aktuell zur Situation an der Lührmannstraße gebe, welche Schutzmaßnahmen die Verwaltung plane und wie ehrenamtliche Helfer:innen eingebunden und unterstützt werden sollen. In der Bezirksvertretung III Essen West, so Grundmann, plane die SPD Margarethenhöhe im Mai einen ähnlich lautenden Prüfantrag zu stellen. Ziel sei es, kurzfristig wirksame Schutzmaßnahmen für die laufende Saison zu realisieren und gleichzeitig langfristige, naturschutzgerechte Lösungen zu entwickeln.
Amphibien sind gefährdet
Amphibien gibt es seit über 300 Millionen Jahren. Sie gelten als wichtiger Teil des Ökosystems, denn sie helfen dabei, Insektenpopulationen zu regulieren und sind Nahrungsquelle für viele heimische Tiere. Ihre Jugend verbringen Kröten, Frösche und Molche als Kaulquappen im Wasser und atmen mit Hilfe von Kiemen – nach der Metamorphose entwickeln sie Lungen und können an Land leben. Mit ihrem Orientierungssinn finden sie später genau das Gewässer wieder, aus dem sie selbst stammen. Das kann mehrere Kilometer weit entfernt liegen – und die Querung von Straßen nötig machen. Viele Amphibienarten seien bedroht, und der Verlust jedes einzelnen Tieres wirke sich auf das empfindliche ökologische Gleichgewicht in der Natur aus, warnt der NABU in seiner Infobroschüre „An die Kröten, fertig, los!“ und erklärt, wie jeder und jede helfen kann – auch hier auf der Margarethenhöhe:
Meldet Orte, an denen ihr Amphibien bei ihrer Wanderung beobachtet, an den NABU – und wenn ihr könnt, helft mit, die Tiere vorsichtig und sicher über die Straße zu bringen. Mehr Infos dazu findet ihr unter www.nabu-ruhr.de, bei Fragen wendet euch gerne direkt an ag-amphibien@nabu-ruhr.de.
Hilfe erwünscht!
Wenn ihr ganz konkret an der Lührmannstraße mit anpacken wollt, könnt ihr in den nächsten Tagen – noch etwa bis Ende März – ab etwa 19 Uhr dazukommen, möglichst mit Warnweste und einem Eimer. Und wenn ihr nicht aktiv helfen könnt: Fahrt in diesem Bereich abends bitte besonders vorsichtig!

Kleines Update: Inzwischen stehen an der Lührmannstraße Schilder, um Autofahrer:innen auf die Kröten aufmerksam zu machen.


Fotos: Sonja Mersch / Simon Grundmann