Ein Chor wie eine Großfamilie: 50 Jahre „Young People Chor & Band“

Ein Chor wie eine Großfamilie: 50 Jahre „Young People Chor & Band“

5. April 2024 0 Von Sonja Mersch

„Wir sind nicht nur ein Chor, wir sind auch eine große Familie“, sagt Susanne, und sie ist nicht die einzige, die das so empfindet. „Unsere Kinder sind hier zusammen groß geworden“ und „Sogar Ehepaare haben sich bei uns gefunden“, erzählen sie, fallen einander lachend ins Wort, während sie an einem Donnerstagabend im Gemeindesaal der Heiligen Familie auf der Margarethenhöhe auf ihren Chorleiter warten. Vielleicht liegt darin ja das Erfolgsrezept der „Young People“ – einem Chor, der als Jugendchor angefangen hat und mittlerweile 50 Jahre alt wird: „Wir sind wirklich wie eine Großfamilie. Mir wurde es leicht gemacht, hier reinzukommen“, sagt Jeske, mit 24 Jahren eines der jüngsten Mitglieder. Einige andere sind länger mit dabei, als er alt ist – Carmen zum Beispiel: „Ich kam mit 16 kurz nach der Gründung dazu.“


Vom Jugendchor zu „Young People, Chor und Band“

Das Gründungsjahr war 1974. Damals, so erzählt man sich, hörte eine muntere Truppe Jugendlicher in der katholischen Gemeinde St. Mariä Geburt in Frohnhausen davon, dass ein gewisser Werner Lettau einen Jugendchor gründen wollte. Der junge Deutsch- und Musiklehrer, ebenfalls in der Gemeinde groß geworden, startete einen Aufruf, und so fanden sich die ersten jungen Leute zur Chorprobe ein – und der „Young People Jugendchor“ war geboren.

Schnell wuchs der Chor auf 30 Mitglieder, und es folgten viele Jahre Spaß an der Musik. Das Repertoire reichte von Gospels, Spirituals und moderner Kirchenmusik bis hin zu internationalen Songs und Musicalmelodien. Weihnachtskonzerte durften ebenfalls nicht fehlen, und selbst im Karneval fühlte sich die Gruppe wohl. Als das Durchschnittsalter der Sänger:innen längst nicht mehr bei 19 Jahren lag, war es an der Zeit für einen Namenswechsel, und so nannte man sich seit 1983 „Young People, Chor und Band aus Essen“.

Young People auf der Höhe

Die Schließung der Gemeinde St. Mariae Geburt im Jahr 2009 stellte den Chor vor eine Herausforderung: Ein neuer Ort für die Proben musste her. Über die Möglichkeit, sich fortan im Gemeindesaal „Zur Heiligen Familie“ treffen zu können, sind die Young People mehr als glücklich. So manche Gottesdienstgestaltung und so manches Konzert gehört als Dankeschön natürlich dazu. Eine Verbindung zur Margarethenhöhe gab es ohnehin schon: Seit 2001 wird in jedem Frühjahr das traditionelle Novemberkonzert des Vorjahres im Gustav-Adolf-Haus an der Steile Straße wiederholt. Eine treue Fangemeinde von der Margarethenhöhe und darüber hinaus folgt regelmäßig der Einladung.

Legendäre Totensonntags-Konzerte

Sowieso: Die Novemberkonzerte der Young People gelten seit dem Gründungsjahr als legendär. „Wir geben immer an Totensonntag ein Konzert mit gemischten Songs, und zum Ende singen wir ,Oh happy Day‘ – da warten die Leute drauf, und dann geht die Post ab“, erzählt Pianist und Jazz-Chor-Dozent Rainer Stemmermann, der den ersten Chorleiter 1998 ablöste und seitdem „Chef“ der Young People ist. Das Repertoire ist nach wie vor breit gefächert, vielleicht sogar noch vielseitiger als in den Anfangsjahren, als man auch noch ganz alte Kirchenlieder-Schätzchen sang. Inzwischen stehen neben Gospelsongs auch rockige Lieder auf der Setlist, immer begleitet von Piano, Bass, Gitarre, Saxophon und Schlagzeug.

Der Chor bei einem ihrer magischen Konzerte unter dem Sternenhimmel im Planetarium Bochum.
Foto: Young People Chor & Band


Sternstunden im Planetarium

Fragt man die Chormitglieder nach ihren persönlichen Highlights mit den Young People, sagen fast alle sofort: „Die Konzerte im Planetarium“. Und die waren auch wirklich etwas Besonderes: Als „astronomisch-musikalische Liebeserklärung an die Welt“ hatten die Young People Chor & Band ihre ausverkauften Konzerte im Planetarium Bochum angekündigt. Unter der eindrucksvollen Kuppel ließ sich das Publikum in den Jahren 2013, 2016, 2019 und 2023 vom Chor und seiner Band verzaubern. Die Kombination von technisch inszenierter Sternenreise und instrumental unterstütztem 30-fachem Stimmenklang markierte eine fast magischen Punkt in der Geschichte des Chores. Mit sanften Tönen ins Universum, Pop, Jazz und beeindruckende Soli, vorgetragen in absoluten Dunkelphasen, dirigierte Chorleiter Rainer Stemmermann seine Sänger durch die sternenklaren Planetariumsnächte.

Die Pandemie überstanden

Keine wirkliche Sternstunde für die Young People sei dagegen die Coronazeit gewesen, darin sind sich alle Chormitglieder einig. Doch sie sind stolz darauf, es trotz aller Schwierigkeiten gemeinsam durch die Pandemie geschafft zu haben. Per Videokonferenz habe man zeitweise proben müssen, später mit drei Metern Abstand zueinander. Aber: „Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre der Chor zerbrochen“, sagt Angela. Stattdessen sind die Young People mit 32 Personen immer noch ein großer Chor, aktiv und motiviert wie nie: Zum Jubiläum sind große Konzerte geplant, für die der Vorverkauf auch schon angelaufen ist.

Jubiläumskonzerte

Das erste ist bereits am 20. April um 17 Uhr in der Apostelkirche in Frohnhausen, Mülheimer Straße 72. Das Publikum darf einen Querschnitt aus 50 Jahren Chorarbeit erwarten.

Ein weiteres Konzert ist am 23. Juni um 17 Uhr im Gustav Adolf Haus auf der Margarethenhöhe. Das diesjährige Totensonntags-Konzert findet in der Christuskirche in Altendorf statt, und zwar am 24. November um 17 Uhr. Tickets für die Konzerte und weitere Infos zu den Young People Chor & Band bekommt ihr hier auf der Webseite des Chors.

Foto ganz oben: Young People Chor und Band