Silberjubiläum: 25 Jahre Hülsmannshof

Silberjubiläum: 25 Jahre Hülsmannshof

17. Juni 2023 1 Von Sonja Mersch

„Die Eröffnung war chaotisch, hier standen tausende Menschen vor der Tür“, erinnert sich Martin Hennig an den 1. Juli 1998 – den Tag, an dem der Hülsmannshof nach zweijähriger Umbauphase erstmals wieder seine Türen öffnete. Das Interesse der Leute sei einfach riesig gewesen. Jeder wollte schauen, was man aus dem alten Fachwerkhaus, dem früheren „Bauer Barkhoff“, gemacht hatte. 25 Jahre ist das jetzt her. Ein Vierteljahrhundert, in dem Martin und Susanne Hennig mit ihrer Gaststätte auf der Margarethenhöhe viele Höhen und Tiefen erlebt haben.

Prominente Gäste und Brandbomben

Einmal habe Angela Merkel am Tisch gesessen, kurz nach ihrer Wahl zur CDU-Parteivorsitzenden, erzählt Martin Hennig. Unüberhörbar sei einst Dieter-Thomas Heck gewesen, und auch Roberto Blanco sei nach dem letzten Schlagerfest auf dem Markt im Hülsmannshof eingekehrt. Neben all den prominenten Gästen, die das Pächterpaar empfangen durfte, hätten aber vor allem die vielen Menschen von der Margarethenhöhe und von außerhalb die Gaststätte mit Leben gefüllt. Und ihre Geschichten mitgebracht: „Manche erzählten mit von einer Brandbombe, die im Zweiten Weltkrieg das Dach zerstört hat – und wie der alte Barkhoff dann hochgestiegen sei, um mit Eimern voller Bier das Feuer zu löschen“, so Martin Hennig.

Martin Hennig: Koch aus Steele

Über solche Erzählungen freut sich Martin Hennig, denn er selbst kommt ursprünglich nicht von hier. „Ich bin in Steele geboren und kannte die Gastronomie auf der Margarethenhöhe vorher nicht“, sagt der 57-Jährige. Nach seiner Kochausbildung im Restaurant Kockshusen im Schellenberger Wald zog es ihn unter anderem in die Schweiz, wo er Erfahrung in der Sterneküche sammelte. Zurück in Essen hatte er dann zunächst eine kleinere Gastronomie am Baldeneysee. „Dass der Hülsmannshof zu verpachten ist, erfuhr ich von Rolf Stauder, der im Nachbarclub segelte“, erzählt Martin Hennig. „Gesucht wurde damals ein junger, dynamischer, gelernter Koch, kein in Essen schon bekannter Gastronom. Und so habe ich mich bei der Margarethe Krupp-Stiftung beworben.“

Hausbrunnen und alte Eichenbalken

Mit dem Zuschlag für den frisch renovierten Hülsmannshof konnte sich Martin Hennig 1998 deutlich vergrößern: Je 200 Plätze im Restaurant und im Außenbereich bietet die Gaststätte, dazu den historischen Charme eines Bauernhauses aus dem 14. Jahrhundert. „Während der Renovierung wurde unterhalb der Treppe ein acht Meter tiefer Hausbrunnen entdeckt, der immer noch Grundwasser führt“, berichtet der Pächter. Inzwischen neu aufgemauert und mit einer Glasplatte abgedeckt, kann man den Brunnen im Eingangsbereich besichtigen. In der ersten Etage sind einige alte Fachwerkfelder hinter einer Plexiglasplasplatte verewigt worden, auch die schweren Eichenbalken (Fälljahr 1825) sind noch vorhanden. Diese mussten allerdings durch neue, stabile Holzbalken verstärkt werden: „Die vorherigen Pächter hatten die Balken wohl mit der Axt bearbeitet, um sich nicht immer den Kopf zu stoßen“, vermutet Martin Hennig. Denn in der ersten Etage sei früher die Pächterwohnung gewesen.

Umbau vereint alt und neu

„Das Haus war statisch in einem bedenklichen Zustand, bevor es renoviert wurde“, sagt Martin Hennig. Im Zuge des Umbaus ließ die Margarethe Krupp-Stiftung ein modernes Glasdach einbauen, das dem rustikalen Innenraum das gewisse Etwas gibt und vor allem mehr Tageslicht hineinlässt. „Der Denkmalschutz hat dieses Glasdach genehmigt und somit ermöglicht, dass der Hülsmannshof ein attraktives und lebendiges Denkmal bleibt“, sagt MKS-Prokurist Jochen Biefang. „Und wir sind stolz, dass wir mit Herrn Hennig seit 25 Jahren einen so guten Gastronomen hier im Stadtteil haben.“

Stauder als Brauereipartner von Anfang an

Sehr zufrieden ist auch die Firma Stauder, die seit einem Vierteljahrhundert als verlässlicher Brauereipartner an Hennigs Seite ist und nicht vorhat, daran etwas zu ändern: „Wir sind stolz und dankbar, dass wir von Anfang an dabei waren“, sagt Thomas Stauder.

Auch das Ehepaar Hennig denkt noch nicht ans aufhören, auch wenn die Zeiten für Gastronomen deutlich schwieriger geworden seien. „Das Personal ist knapp, wir lösen vieles über Aushilfen“, berichten sie. Zurzeit lerne man drei ukrainische Mitarbeiter neu an. Dennoch fehlten überall Fachkräfte. Hinzu komme, dass das Geld auch bei den Gästen nicht mehr so locker sitze: Krieg und Inflation führten dazu, „das die Leute unheimlich aufs Geld schauen“, so Martin Hennig. Andererseits werde auch für ihn alles teurer: „Darum müssen auch wir bei den Preisen nachschärfen.“ Manche Gäste verliere man dadurch, neue kämen aber immer dazu.

„Lockdownzeit zog sich wie Kaugummi“

Das Wichtigste sei ohnehin, uneingeschränkt öffnen zu können. „Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass wir einfach zumachen müssen“, erinnert er sich an die Lockdown-Zeiten in 2020 und 2021, in denen er oft nur Essen zum Mitnehmen verkaufen durfte: „Wir hätten lieber gearbeitet, es zog sich wie Kaugummi, und dann diese Totenstille hier in der Gaststätte.“

Davon ist zum Glück nichts mehr übrig geblieben – und der Hülsmannshof hat die Krise unbeschadet überstanden. Grund genug für das Ehepaar Hennig, mit den Stauder-Partnern und der Margarethe Krupp-Stiftung auf das Silberjubiläum anzustoßen – mit einem kühlen Bier natürlich.

Von links: Michael Flachmann (MKS), Susanne und Martin Hennig (Pächter), Susanne Melchers (Hülsmannshof), Jochen Biefang (MKS), Sandra Vogeler (Stauder), Thomas Stauder.

Historisches von Bauer Barkhoff bis Hülsmannshof

Wenn ihr mehr zur Geschichte des Hülsmannshof erfahren wollt, lest doch gerne einmal in den Artikel von Heinz Kaschulla über den Gasthof Bauer Barkhoff hinein – dort gibt es auch ein paar alte Fotos zu sehen.

Fotos: Tanja Wuschof