Vögel und Bienen im Blick

Vögel und Bienen im Blick

12. Juli 2019 1 Von Sonja Mersch

Viele kennen ihn noch als Dorfpolizisten der Margarethenhöhe, heute liegen ihm Bienen und Vögel besonders am Herzen: Ulrich Hoffmann baut mit Kindern Bienenhotels und Nistkästen, kümmert sich um Schwalbennester auf der Neuen Höhe und kann viel erzählen über Wildvögel, wie man sie im Winter richtig füttert oder wie man Jungvögeln hilft, die aus dem Nest gefallen sind.

Das alles macht er für den Naturschutzbund (NaBu) Ruhr, der seine Geschäftsstelle in der Schule an der Waldlehne hat. Das Büro liegt ziemlich versteckt im rechten Untergeschoss der Schule und ist vollgestopft mit Infobroschüren und Schautafeln, Nistkästen und Vogelmodellen. Wer Rat sucht, wird hier garantiert fündig, man kann dort sogar einen Bausatz samt Anleitung für einen Nistkasten kaufen. „Damit hilft man den Blaumeisen“, erklärt Ulrich Hoffmann. Denn die würden oft von den etwas größeren Kohlmeisen aus den Nistkästen vertrieben. „Wenn aber der Nistkasten ein Einflugloch mit nur 2,6 Zentimetern Durchmesser hat, können die Kohlmeisen nicht mehr rein“, so Hoffmann.

Nistkasten als fertiger Bausatz

Zugesägt werden die Bauteile in einer Tagesstätte für psychisch kranke Menschen in Essen, erzählt Ulrich Hoffmann. Wer für zehn Euro einen Bausatz beim NaBu kauft und zu Hause zusammen zimmert, sollte unbedingt darauf verzichten, den Kasten danach zu lackieren: „Vögel verlieren im Nest viel Feuchtigkeit, und diese kann durch lackiertes Holz nicht nach außen abgegeben werden“, so Hoffmann.

Einige Nistkästen hängen im Pfarrgarten hinter dem Gustav Adolf Haus der evangelischen Gemeinde an der Steilen Straße. Hoffmann kümmert sich gerne mit Kindergartenkindern aus dem Stadtteil um die Pflege – sobald die Jungvögel flügge geworden sind, müssen die alten Nester aus den Kästen entfernt werden, um für eine neue Runde startklar zu sein.

Mehlschwalben am Helgolandring

Eingesetzt hat sich der NaBu auch für die Mehlschwalben, die auf der Neuen Margarethenhöhe unter vorspringenden Dächern nisten. Als die Margarethe Krupp-Stiftung vor einigen Jahren die Häuser neu streichen wollte, mussten die Nester weichen. „Wir damals darauf bestanden, dass zuerst die Jungvögel ausgeflogen sind, dann haben wir die Nester gezählt – 22 Stück waren es“, erinnert sich Hoffmann. „Ebenso viele wurden anschließend als Kunstnester wieder angebracht, und sie sind jedes Jahr gut besetzt.“

Hier ein paar Eindrücke aus dem NaBu-Büro (Fotos: Tanja Wuschof):


Wie hilft man einem Nestling?

Was sollte man eigentlich tun, wenn mal ein Vögelchen aus dem Nest fällt? Ulrich Hoffmann weiß Rat: „Tatsächlich kann man die Jungvögel ohne weiteres anfassen, sogar ohne Handschuhe. Die Eltern lehnen ihre Jungen nicht ab, wenn sie Kontakt zu Menschen hatten.“ Allerdings sollte man den Vogel erst einmal aus einer Entfernung von einigen Metern beobachten, möglichst ohne, dass dieser das merkt. „Es gibt Vogelarten, deren Jungvögel am Baumstamm wieder hochklettern“, so Hoffmann. „Manche werden auch am Boden weiterhin von ihren Eltern gefüttert.“ Sollte es nötig werden, dem Vogel ins Nest zurück zu helfen, könne man „beherzt ein Tuch oder dünnes Hemd nehmen und ihn damit vorsichtig zurück ins Nest setzen“, so Hoffmann. Einen verletzten Vogel dagegen sollte man zur Taubenklinik in Essen-Katernberg, Katernberger Straße 115, bringen (Telefon: 84 83 90). Dort kümmern sich Tierärzte um die Tiere.

Voller Einsatz für die Vögel

Was Ulrich Hoffmann über Vögel weiß, hat er sich nicht nur angelesen: Schon während seiner Arbeit bei der Polizei kam er in Kontakt mit einem Außendienstmitarbeiter der ehemaligen Vogelschutzwarte NRW, die damals in Essen stand. „In seiner Wohnung war alles voller Tierpräparate – Vögel, Hirschgeweihe, ein kleines Wildschwein. Ich war so begeistert, weil ich als Kind in einer ländlichen Gegend großgeworden bin“, erzählt Hoffmann. Fasziniert von der Arbeit des Vogelkundlers begleitete er diesen immer häufiger zu Einsätzen. Gemeinsam kontrollierten sie Hunderte Nistkästen und beobachteten Wild. „Das gab den Startschuss“, sagt Hoffmann, und so kam er zum NaBu, der früher noch der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV) war.

Bienen haben Wohnungsmangel

Aber nicht nur, wenn es rund um die Margarethenhöhe um Vögel geht, wird Ulrich Hoffmann gern als Experte angerufen: Auch die Bienen liegen ihm am Herzen. „Wildbienen haben Wohnungsmangel“, weiß er. „Und mit Hotels kann man ihnen helfen.“ So ein Bienenhotel lässt sich kinderleicht selbst bauen – mit Kindergartenkindern macht der ehemalige Polizist das oft: Holzklötze besorgen, Löcher hineinbohren, fertig. In den kleinen Röhrchen legen Wildbienen, die keinem Volk angehören, ihre Eier ab, „mauern“ die Eingänge zu – und im Frühjahr schlüpft dann der Nachwuchs. Ein Hotel kann man mit Harthölzern wie Eiche, Buche oder Obsthölzern bauen, nur nicht mit Tannenholz, da dieses bei Temperaturschwankungen Harz abgeben kann, das die zarten Flügel der Bienen verklebt. Ulrich Hoffmann hilft und berät gerne – egal ob Privatpersonen, Einrichtungen oder Firmen, die Wildbienen ein Zuhause geben wollen.

Willkommen beim NaBu

Wer mehr über Vögel, Wildbienen und andere Naturthemen erfahren oder sich die Arbeit des NaBu einmal anschauen möchte, ist in der Geschäftsstelle an der Waldlehne 111 herzlich willkommen. Geöffnet hat das Büro immer dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr. Wer ausführliche Beratung sucht, sagt am Besten vorher Bescheid – Ulrich Hoffmann kommt gerne dazu und nimmt sich Zeit. Telefon: 71 00 699, Email: info@nabu-ruhr.de. Ihr könnt auch einmal auf der Homepage des NaBu Ruhr vorbeischauen, der für Essen und Mülheim zuständig ist.

Auf der Instagram-Seite dieses Blogs findet ihr noch weitere Fotos von unserem Besuch beim NaBu.