Den Wochenmarkt im Blick

Den Wochenmarkt im Blick

15. Juni 2020 2 Von Sonja Mersch

Der Kleine Markt gilt als einer der schönsten Marktplätze der Stadt. Trotzdem ist auf dem Wochenmarkt mittwochs nicht soviel los, wie sich das manch einer wünschen würde. Händler bleiben weg, Kunden ebenfalls – und dann kam auch noch Corona. Zusammen mit Michael Manderscheid, Anwohner und SPD-Ratskandidat für den Wahlkreis Margarethenhöhe, haben wir Mittwochnachmittags eine Runde gedreht – auf der Suche nach Ideen und Antworten.

Angebot nicht immer ausgewogen

Wir treffen Wolfgang Wrede vor dem Obst- und Gemüsestand, mit dem er seit 1949 auf dem Kleinen Markt seinen Stammplatz hatte, den er aber mittlerweile an seinen Schwiegersohn Karsten Jagusch übergeben hat. Er selbst ist Obmann für den Wochenmarkt auf der Höhe und sagt: „Dieses Jahr ist im Grunde gelaufen.“ Tische und Bänke habe man wegen Corona nicht aufstellen dürfen, und ohne Stände, die Essen dort Ort anbieten, verliere der Nachmittagsmarkt für viele an Attraktivität.

Vor gut fünf Jahren, erinnert sich Wolfgang Wrede, habe man mit dem Nachmittagsmarkt einen Neustart gewagt und „ein bisschen Glück gehabt“: „Damals gab es hier Fisch, Currywurst, Reibe- und Flammkuchen, und viele junge Mütter waren regelmäßig mit ihren Kindern hier“, erzählt der Obmann. Damals sei das Angebot ausgewogen gewesen – doch das habe sich mit der Zeit geändert. „Wenn irgendwann alle das gleiche anbieten, lohnt es sich für keinen. Und leider kommt der Fischverkäufer aus Holland inzwischen nicht mehr – der war richtig gut.“ Ersatz gibt es bislang leider nicht: Fischhändler, so Wolfgang Wrede, könnten sich aussuchen, auf welchen Markt sie gehen – und zur Margarethenhöhe käme zurzeit keiner.

Mehr für den Markt werben

Doch nicht nur um das Essen vor Ort geht es auf dem Wochenmarkt: Ein gutes, möglichst vollständiges Sortiment sei notwendig, damit die Leute kommen. Obst und Gemüse, Fleisch, Backwaren, Blumen. „Unser Käseverkäufer kommt erst mittags, wenn er seinen Stand in Rüttenscheid zumacht“, sagt Wolfgang Wrede. Dann aber, so sagt Jochen Buers selbst, laufe es gut. „Der Markt ist doch gar nicht so leer. Ich habe mir einen Kundenstamm erarbeitet.“ Sein Vorschlag: Mehr Werbung für den Wochenmarkt machen, vielleicht mit einem Banner an der Sommerburgstraße.

„Eine gute Idee“, findet Michael Manderscheid, der gerne betont: „Es hängt auch von den Anwohnern ab, ob der Markt funktioniert.“ Aber nicht nur: „Wir bräuchten jemanden beim Veranstalter, der sich in Sachen Marketing ins Zeug legt und dranbleibt.“

Allgemeiner Trend“ auf Wochenmärkten

Zu den etablierten Händlern auf dem Wochenmarkt zählt sicherlich der Fahrradschrauber am Brunnen. Frieder Busch ist seit gut 13 Jahren dabei und kann nicht klagen: „Ich bin nicht so sehr auf Laufkundschaft angewiesen, da bin ich sicher im Vorteil“, sagt er. „Wenn 25 Leute ihr Rad bei mir abgeben, reicht das meist schon für den Tag.“ Er sieht die Entwicklung auf der Margarethenhöhe realistisch: „Ich denke, was hier passiert, entspricht dem allgemeinen Trend auf Wochenmärkten.“ Es gebe oft eine Kettenreaktion: Erst gehe ein Händler, dadurch werde das Angebot unattraktiver, Kunden bleiben weg – und die nächsten Händler packen ein. Der Schrauber freut sich über jede Belebung – obwohl er auch sagt: „Es wurde ja schon viel versucht, das hatte meist keinen nachhaltigen Effekt.“

Immerhin: Im neuen Jahr sollen die Tische und Bänke wieder aufgestellt werden – wenn die Corona-Situation es erlaube, verspricht Wolfgang Wrede. Wegen Corona hat der Wochenmarkt übrigens zurzeit auch Stände, die sonst nicht da sind: Salami, Schmuck und Gläser. „Die Händler gehen sonst auf Trödelmärkte oder Messen und bekommen auf größeren Wochenmärkten keinen Platz – bei uns haben sie momentan eine Lücke gefunden“, sagt der Obmann.

Marktzeiten auf der Höhe: mittwochs 10-18 Uhr, samstags 8-13 Uhr
Veranstalter der Essener Wochenmärkte ist die Verwertungs- und Betriebs GmbH (EVB), hier geht es zu deren Internetseite.

Wie erlebt Ihr die Situation auf unserem Wochenmarkt, insbesondere mittwochs? Was würdet Ihr Euch wünschen, was müsste man verbessern? Schreibt uns einen Kommentar unter diesen Artikel oder eine Email an info@diehoehe.de.

Fotos: Tanja Wuschof