Polizei steht Rede und Antwort

Polizei steht Rede und Antwort

20. Januar 2020 0 Von Sonja Mersch

Seit klar ist, dass die Bezirksdienststelle der Polizei an der Sommerburgstraße schließen wird (siehe Bericht), schlagen auf der Margarethenhöhe die Wellen hoch: Viele Anwohner haben Sorge, dass ihre vertrauten Ansprechpartner wegfallen und sie sich künftig im Stadtteil weniger sicher fühlen könnten. Um einige dieser Ängste aufzugreifen und Fragen zu beantworten, hatten Carina Fischer, Leiterin der Polizeiinspektion Süd, und einige ihrer Kollegen, zu einem Gesprächstermin geladen. Außer uns waren mit dabei: Vertreter der Margarethe-Krupp-Stiftung (MKS), der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe, des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum sowie Teilnehmer aus Politik und Presse.

Polizeirätin Carina Fischer (r.), Leiterin der Polizeiinspektion Süd, mit Jochen Biefang und Michael Flachmann von der Margarethe Krupp-Stiftung.

Eine wichtige Info nahm Polizeirätin Carina Fischer, die übrigens selbst auf der Margarethenhöhe wohnt, gleich vorweg: „Wir werden die Wache schließen, wahrscheinlich im August. Das ist nicht vermeidbar.“ Damit zerstörte sie sicher einige Hoffnungen. Doch aus Sicht der Polizei gebe es gute Gründe für den Umzug zum neuen Standort an der Theodor-Althoff-Straße – und die seien nicht allein finanzieller Natur. „Natürlich müssen wir auch wirtschaftlich denken“, räumte die Polizeirätin ein. Die Wache an der Sommerburgstraße sei von der Ausstattung her nicht mehr zeitgemäß, eine Modernisierung auch hinsichtlich der Sicherheitsstandards wäre teuer und zeitaufwändig.

Gründe für den Umzug

Aber es gebe weitere Argumente für den Umzug: „An der Theodor-Althoff-Straße kommen rund 700 unserer Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen“, so Carina Fischer, „und es ist für alle schön, engeren Kontakt zueinander zu haben – sicher auch für die Bezirksbeamten.“ Außerdem ließe sich auf diese Weise eine Krankheits- oder Urlaubsvertretung für die Polizeihauptkommissare Thorsten Gerlach und Frank Eckart einfacher organisieren als bisher. Von Bredeney aus hätten die Beamten zudem bessere Möglichkeiten, Einsatzfahrzeuge zu nutzen.

Carina Fischer stellte sich den Fragen der Gesprächsteilnehmer.

Carina Fischer betonte aber: „Die Kollegen werden auf der Margarethenhöhe bleiben und genauso Ansprechpartner für die Bürger sein wie vorher.“ 75 Prozent ihrer Dienstzeit sollen die Beamten wie bisher im Stadtteil verbringen, auch telefonisch sollen sie in Bredeney persönlich erreichbar sein. Zusätzlich zum Streifendienst soll eine „Mobile Wache“ mit festen Sprechzeiten, wie es sie bereits in Haarzopf gibt, sicherstellen, dass auch ältere Bürger noch persönlich mit ihren vertrauten Beamten sprechen können – ohne erst mit dem Bus nach Bredeney fahren zu müssen.

Hier hakte Michael Flachmann, Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung, ein und fragte, ob für das Angebot der „Mobile Wache“ nicht auch das bisherige Polizeigebäude weiter genutzt werden könne, wenn der Mietvertrag entsprechend angepasst würde. MKS-Prokurist Jochen Biefang ergänzte: „Die Wache an der Sommerburgstraße gibt es immerhin seit 1926, und bisher gab es immer Lösungen. Mit der Schließung ginge eine Ära zu Ende.“ Carina Fischer verwies jedoch erneut auf die nicht mehr zeitgemäßen Sicherheitsstandards in der alten Wache.

Christian Henkes (4.v.l.) sprach für die Bürgerschaft. Links neben ihm: Gräfin Rixa von Schmettow.

Christian Henkes, Vorsitzender der Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe, äußerte Bedenken, dass die „gefühlte Sicherheit“ im Stadtteil verloren gehen könnte – trotz der bald 700 Beamten in der nur wenige Kilometer entfernten Theodor-Althoff-Straße: „Unsere Wache symbolisiert Schutz vor Ort.“ Gräfin Rita von Schmettow mahnte ebenfalls an, das Empfinden der Bürger nicht aus den Augen zu verlieren: „Sonst gibt es irgendwann eine große Unsicherheit.“ Carina Fischer hielt dem entgegen, dass auch die neue Polizeiinspektion Süd in Bredeney diesen Effekt auf die Margarethenhöhe haben könne: „Allein durch die Anfahrtswege wird hier viel häufiger mal ein Streifenwagen zu sehen sein als vorher. Und das ist doch besser, als eine unbeleuchtete, unbesetzte Polizeiwache hier vor Ort.“

Philipp Rosenau, SPD und Bürgerverein Haarzopf und Fulerum, bat darum, auch Haarzopf und Fulerum in Zukunft nicht zu vernachlässigen.

Nicht alle teilten diese Einschätzung. Christian Henkes befürchtete, dass es vor allem für ältere Menschen eine zu große Hürde sein könne, zur neuen Wache nach Bredeney zu fahren oder dort anzurufen. „Hier im Stadtteil fällt es doch viel leichter, mit den Beamten Kontakt zu halten.“ Günther Schröder, der für die SPD in der Bezirksvertretung III sitzt, merkte an, dass die Mobile Wache nun einmal nicht die täglichen Sprechzeiten der bisherigen Bezirksdienststelle abdecke. „Es ist natürlich etwas anderes“, räumte Carina Fischer ein, „aber es ist das, was wir anbieten können.“

Aufgeheizte Stimmung – die Schließung der Polizeiwache ist ein emotionales Thema im Stadtteil.

Mehrere Gesprächsteilnehmer äußerten ihre Sorge, dass sich das Personalkarussell im Laufe der Zeit doch noch drehen und die Bezirksbeamten ausgetauscht werden könnten. „Herr Gerlach und Herr Eckart kommen bei Jüngeren und Älteren im Stadtteil sehr gut an, es wäre fatal, wenn die beiden hier nicht mehr präsent wären“, so Jochen Biefang. Ein personeller Wechsel sei nicht vorgesehen, versicherte Carina Fischer. Die beiden Hauptkommissare Thorsten Gerlach und Frank Eckart sollen also weiterhin an der Schule stehen, mit Bürgern auf der Straße plaudern – und dann eben Sprechzeiten in der Mobilen Wache auf dem Markt statt in der alten Polizeiwache anbieten.

Hoffnung auf eine gute Lösung

„Mit diesem Konzept sind wir zwar nicht ideal aufgestellt, aber die Hoffnung bleibt, dass die Polizei weiterhin ein offenes Ohr für alle Bürger hier im Stadtteil haben wird“, sagte Michael Flachmann zum Abschluss und bot der Polizei jede Hilfe an, wenn es um das Informieren der Anwohner durch Plakate oder Flyer gehe. Brigitte Harti von der CDU bat darum, dass man miteinander im Gespräch bleibe, um das vorgestellte Konzept bei Bedarf noch einmal anzupassen. Carina Fischer versprach, jederzeit ansprechbar zu sein. Christian Henkes zeigte sich kämpferisch: „Mein erklärtes Ziel ist es, die Wache zu erhalten.“

Info zur Mobilen Wache auf der Margarethenhöhe:

Die Mobile Wache soll schon ab März auf der Margarethenhöhe starten: Einmal pro Woche kann man dann Beamte dann statt auf der Wache in einem Wagen auf dem Kleinen Markt treffen. Und zwar zu folgenden Zeiten:

In ungeraden Kalenderwochen:
montags, 13-15 Uhr, erstmals am 3. März 2020
In geraden Kalenderwochen:
dienstags 12-14.30 Uhr, erstmals am 9. März 2020

An allen übrigen Tagen bleiben die bisherigen Sprechzeiten der Polizeiwache Sommerburgstraße vorerst unverändert.

Fotos: Tanja Wuschof